2012-01-30 13:41:56

Sportler als Vorbild, oder: Wie der Afrikapokal zur Völkerverständigung beitragen kann


RealAudioMP3 Noch bis zum zwölften Februar laufen in Gabun und in Äquatorialguinea die 28. Fußball-Afrikameisterschaften. Der Afrika-Cup ist die größte internationale Fußballmeisterschaft auf dem Kontinent, insgesamt 16 Nationalteams nehmen daran teil. Kicken statt Krieg und Konflikten: Fußball ist in Afrika nicht nur Unterhaltung, sondern Vehikel der Völkerverständigung.

Versöhnung und Verständigung sind Ziele für den afrikanischen Kontinent, die im Postsynodalen Schreiben „Africae munus“ mehrfach benannt werden. Mit dem Afrika-Cup bietet sich die Gelegenheit, diese Anliegen ein Stück weit in die Tat umzusetzen. Das hofft die Kirche in den Gastgeberländern der diesjährigen Fußballmeisterschaften in Westafrika. In Gabun haben die Bischöfe alle Bürger dazu aufgerufen, das Sportereignis als Gelegenheit für Begegnung und Dialog wahrzunehmen. Der Generalvikar der Erzdiözese Libreville, Patrick Nguéma Edou, sagte im Interview mit Radio Vatikan:

„Für uns trägt der Sport bereits einen brüderlichen Wert in sich. In meinem Land und in dieser Region gibt es Auseinandersetzungen, Spannungen und Konflikte. Wir glauben, dass der Sport eine echte Gelegenheit zur Begegnung mit dem Anderen sein kann, eine Chance, das Gegenüber zu entdecken. Dieser Wettbewerb ist für uns deshalb eine wichtige Gelegenheit zum Dialog.“

Ob das die Führungsliga des Gastgeberlandes Äquatorialguinea, das den Cup neben Gabon ausrichtet, ganz genauso sieht, steht dabei auf einem anderen Blatt: „Wir wollen mit dem Afrika-Cup unser Image verbessern“, gab der Präsident des westafrikanischen Staates, Teodoro Obiang Nguema, vor den Meisterschaften freimütig zu. Seit in dem ehemaligen Kakaostaat Ende der 90er Jahre Erdöl gefunden wurde, stieg Äquatorialguinea zum reichsten Land Afrikas auf. Die Bevölkerung hat davon allerdings bis heute kaum profitiert; das Regime des Landes gilt als hochgradig korrupt und lässt politische Gegner einfach wegschließen. Im Vergleich dazu können „echte Sportler“ und „ein fairer Wettkampf“ geradezu messianisch wirken. Generalvikar Edou:

„Die Verantwortung der Sportler ist groß. Für uns werden sie im gewissen Sinn zu Missionaren, zu Missionaren der Brüderlichkeit und der Liebe: Mit dem Anderen zu konkurrieren ist kein Synonym für Konflikt, und Verlieren heißt nicht, dass der Andere zum Feind wird. Weiter müssen sich die Sportler darüber im klaren sein, dass all ihre Zuschauer, für die sie Vorbild sind, ja von den Werten profitieren wollen, die die Sportler vermitteln. Deshalb haben die Sportler für uns eine wichtige Mission: Sie können über ihr Verhalten und ihre Lebensform viele Menschen auf einen Weg der Werte bringen, den wir als christlichen Weg verstehen.“

Fairness und Austausch im Spiel sind vor allem für die jungen afrikanischen Fans wegweisend, die die Meisterschaften vor Ort oder im Fernsehen verfolgen. Doch kann der Afrika-Cup tatsächlich auch da zur Versöhnung beitragen, wo die Wunden der Vergangenheit noch offen sind? Auf dem heute grünen Rasen des Fußballstadions von Malabo, der Hauptstadt von Äquatorialguinea, wurden einst Regimekritiker blutig gefoltert. Der bis 1979 regierende Diktator und Onkel des jetzigen Machthabers Francisco Macias Nguema ließ mehr als 50.000 seiner Landsleute umbringen, was dem Land damals den grausigen Spitznamen „Afrikas Dachau“ einbrachte. Vielleicht keine Versöhnung „auf Knopfdruck“, aber doch eine andere Lektion kann der Sport bieten, zeigt sich der Geistliche Edou überzeugt:

„Natürlich will jedes Land den Pokal mit nach Hause nehmen, und am Ende wird es einen Sieger geben. Was aber wichtig ist, ist das Treffen an sich. Einige große Mannschaften fehlen dieses Mal, andere kleinere sind dabei, doch jeder hat seinen Platz - auch in der Welt des Fußballs. Der Afrika-Cup erlaubt es verschiedenen Ländern, sich zu präsentieren und sich selbst Wert zu geben. Eine Person, die wertgeschätzt wird, ist eine Person, die positive Werte im Zusammenleben mit den Anderen ausstrahlt.“

Und noch ein Update zum Spielstand der Meisterschaft: Äquatorialguinea hat sich zuletzt für das Viertelfinale qualifiziert. Vielleicht siegt das Land ja am Ende wirklich beim 28. Afrika-Cup in Westafrika, der in knapp zwei Wochen zu Ende geht.

(rv/diverse 30.01.2012 pr)








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