Sportler als Vorbild, oder: Wie der Afrikapokal zur Völkerverständigung beitragen
kann
Noch bis zum zwölften
Februar laufen in Gabun und in Äquatorialguinea die 28. Fußball-Afrikameisterschaften.
Der Afrika-Cup ist die größte internationale Fußballmeisterschaft auf dem Kontinent,
insgesamt 16 Nationalteams nehmen daran teil. Kicken statt Krieg und Konflikten: Fußball
ist in Afrika nicht nur Unterhaltung, sondern Vehikel der Völkerverständigung.
Versöhnung
und Verständigung sind Ziele für den afrikanischen Kontinent, die im Postsynodalen
Schreiben „Africae munus“ mehrfach benannt werden. Mit dem Afrika-Cup bietet sich
die Gelegenheit, diese Anliegen ein Stück weit in die Tat umzusetzen. Das hofft die
Kirche in den Gastgeberländern der diesjährigen Fußballmeisterschaften in Westafrika.
In Gabun haben die Bischöfe alle Bürger dazu aufgerufen, das Sportereignis als Gelegenheit
für Begegnung und Dialog wahrzunehmen. Der Generalvikar der Erzdiözese Libreville,
Patrick Nguéma Edou, sagte im Interview mit Radio Vatikan:
„Für uns trägt
der Sport bereits einen brüderlichen Wert in sich. In meinem Land und in dieser Region
gibt es Auseinandersetzungen, Spannungen und Konflikte. Wir glauben, dass der Sport
eine echte Gelegenheit zur Begegnung mit dem Anderen sein kann, eine Chance, das Gegenüber
zu entdecken. Dieser Wettbewerb ist für uns deshalb eine wichtige Gelegenheit zum
Dialog.“
Ob das die Führungsliga des Gastgeberlandes Äquatorialguinea,
das den Cup neben Gabon ausrichtet, ganz genauso sieht, steht dabei auf einem anderen
Blatt: „Wir wollen mit dem Afrika-Cup unser Image verbessern“, gab der Präsident des
westafrikanischen Staates, Teodoro Obiang Nguema, vor den Meisterschaften freimütig
zu. Seit in dem ehemaligen Kakaostaat Ende der 90er Jahre Erdöl gefunden wurde, stieg
Äquatorialguinea zum reichsten Land Afrikas auf. Die Bevölkerung hat davon allerdings
bis heute kaum profitiert; das Regime des Landes gilt als hochgradig korrupt und lässt
politische Gegner einfach wegschließen. Im Vergleich dazu können „echte Sportler“
und „ein fairer Wettkampf“ geradezu messianisch wirken. Generalvikar Edou:
„Die
Verantwortung der Sportler ist groß. Für uns werden sie im gewissen Sinn zu Missionaren,
zu Missionaren der Brüderlichkeit und der Liebe: Mit dem Anderen zu konkurrieren ist
kein Synonym für Konflikt, und Verlieren heißt nicht, dass der Andere zum Feind wird.
Weiter müssen sich die Sportler darüber im klaren sein, dass all ihre Zuschauer, für
die sie Vorbild sind, ja von den Werten profitieren wollen, die die Sportler vermitteln.
Deshalb haben die Sportler für uns eine wichtige Mission: Sie können über ihr Verhalten
und ihre Lebensform viele Menschen auf einen Weg der Werte bringen, den wir als christlichen
Weg verstehen.“
Fairness und Austausch im Spiel sind vor allem für die
jungen afrikanischen Fans wegweisend, die die Meisterschaften vor Ort oder im Fernsehen
verfolgen. Doch kann der Afrika-Cup tatsächlich auch da zur Versöhnung beitragen,
wo die Wunden der Vergangenheit noch offen sind? Auf dem heute grünen Rasen des Fußballstadions
von Malabo, der Hauptstadt von Äquatorialguinea, wurden einst Regimekritiker blutig
gefoltert. Der bis 1979 regierende Diktator und Onkel des jetzigen Machthabers Francisco
Macias Nguema ließ mehr als 50.000 seiner Landsleute umbringen, was dem Land damals
den grausigen Spitznamen „Afrikas Dachau“ einbrachte. Vielleicht keine Versöhnung
„auf Knopfdruck“, aber doch eine andere Lektion kann der Sport bieten, zeigt sich
der Geistliche Edou überzeugt:
„Natürlich will jedes Land den Pokal mit
nach Hause nehmen, und am Ende wird es einen Sieger geben. Was aber wichtig ist, ist
das Treffen an sich. Einige große Mannschaften fehlen dieses Mal, andere kleinere
sind dabei, doch jeder hat seinen Platz - auch in der Welt des Fußballs. Der Afrika-Cup
erlaubt es verschiedenen Ländern, sich zu präsentieren und sich selbst Wert zu geben.
Eine Person, die wertgeschätzt wird, ist eine Person, die positive Werte im Zusammenleben
mit den Anderen ausstrahlt.“
Und noch ein Update zum Spielstand der Meisterschaft:
Äquatorialguinea hat sich zuletzt für das Viertelfinale qualifiziert. Vielleicht siegt
das Land ja am Ende wirklich beim 28. Afrika-Cup in Westafrika, der in knapp zwei
Wochen zu Ende geht.