Nach der Anschlagsserie der islamistischen Boko-Haram-Sekte sind die Christen im Norden
Nigerias „traumatisiert“. Das berichtete der Menschenrechtsaktivist und katholische
Priester Obiora Ike in einem Interview mit der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ von
diesem Dienstag: „Sie trauen sich gar nicht mehr aus ihren Häusern, geschweige denn,
in eine Kirche zu gehen“, so der Caritasdirektor und langjährige Generalvikar der
südnigerianischen Diözese Enugu. Aus Angst vor weiteren Anschlägen würden nun zahlreiche
Christen in ihre ursprünglichen Heimatdörfer im christlichen Süden des Landes zurückkehren.
Schon jetzt kämpften dort rund 10.000 Flüchtlinge um ihr Überleben. Seit Weihnachten
sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker mindestens 270 Menschen bei
Anschlägen von Boko Haram getötet worden. Mehrere Zehntausend Christen seien in den
vergangenen Wochen aus dem mehrheitlich von Muslimen bewohnten Norden des Landes geflohen.
Im Norden Nigerias leben überwiegend Muslime, im Süden Christen. Insgesamt bekennen
sich etwa 50 Prozent der Bevölkerung zum Islam und zwischen 45 und 48 Prozent zum
Christentum. (kap/pm 24.01.2012 pr)