2012-01-23 15:28:21

Nigeria: Perspektivlosigkeit ist Schuld an Attentaten


RealAudioMP3 Die neue Mordwelle in Nigeria durch die radikalislamische Sekte Boko Haram erschüttert das Land nach wie vor. In Nordnigeria habe man „zu lange nichts für den Frieden getan“, sagte der katholische Bischof von Kano der Nachrichtenagentur misna. In seiner Stadt sind zwischen Freitag und Sonntag an die 180 Menschen in Polizeistationen und Regierungsgebäuden kaltblütig ermordet worden. Bischof John Niyiring zufolge liegt der Kern des Problems in der Unterentwicklung. Boko Haram rekrutiere Jugendliche ohne Arbeit und Perspektiven, oft Migranten aus dem noch ärmeren Ausland, vor allem aus Niger und dem Tschad. Inzwischen hat der nigerianische Staatspräsident Goodluck Jonathan die Region besucht und versprochen, die Lage in Nordnigeria besser kontrollieren zu wollen. Auch habe es erste Verhaftungen gegeben. Es ist die schwerste Anschlagswelle Boko Harams bisher. Die Sekte will nach eigenen Angaben die Regierung stürzen und im gesamten Land die Scharia einführen.

Das katholische Hilfswerk missio befürchtet in Nigeria eine Dauerkrise mit schlimmen Folgen für die christliche Minderheit. Dies sei absehbar, wenn Nigerias Regierung nicht schnell Maßnahmen gegen die Terrorakte ergreift, sagte missio-Präsident Klaus Krämer. Momentan sehe es so aus, als ob Boko Haram nach Belieben morden und Panik verbreiten könne.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist bestürzt über den neuen Gewaltausbruch in Nigeria, der sich vor allem auch gegen die christlichen Bevölkerungsteile richte. Unabdingbar sei die Rückkehr von Frieden und religiöser Toleranz, um die Stabilität in dem Vielvölkerstaat wiederherzustellen, so Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Merkel habe deswegen bei ihrem Besuch in dem afrikanischen Land im vergangenen Jahr auch mit Vertretern der unterschiedlichen religiösen Gruppen gesprochen.

Auch beim Treffen der Außenminister der Europäischen Union (EU) in Brüssel wird das Thema Nigeria auf die Tagesordnung gesetzt. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) wolle sich bei der Unterredung mit seinen Amtskollegen dafür einsetzen, dass die EU Nigeria konkret helfe, erklärte ein Sprecher. Vor allem der materielle Notstand als Keimzelle für Terrorismus müsse bekämpft werden.

(misna/pm/kna 23.01.2012 gs)








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