Kroatien: „EU-Skepsis hat wirtschaftliche Ursachen“
Rund 4,5 Millionen
Kroaten stimmen an diesem Sonntag in einem Referendum über den Beitritt ihres Landes
zur Europäischen Union ab. Bei dem Votum wird mit einer knappen Mehrheit für den Beitritt
gerechnet. Laut jüngsten Umfragen sind rund 60 Prozent der Kroaten für eine EU-Mitgliedschaft.
Die katholische Kirche im Land liegt in der Frage mit Regierung und Opposition auf
einer Linie, berichtet Pater Antun Volenik gegenüber Radio Vatikan. Der Jesuit lebt
in Zagreb.
„Die ehemalige und die aktuelle Regierung haben beide für
einen Beitritt und die Vorbereitung dieses Referendums gearbeitet. Und auch die katholische
Bischofskonferenz hat sich offiziell für einen Beitritt ausgesprochen. Und sie hat
den Bürgern auch - vielleicht nicht direkt gesagt - aber doch nahe gelegt, dafür zu
stimmen...“
Papst Benedikt XVI. hatte einen EU-Beitritt Kroatiens bei
seinem Besuch in dem Land Anfang Juni 2011 befürwortet und den wichtigen Beitrag Kroatiens
in Europa unterstrichen. Doch obwohl die Begeisterung der Kroaten beim Papstbesuch
überwältigend war - auch unter den Katholiken des Landes gebe es nach wie vor Zweifler
in der Frage, berichtet Pater Volenik:
„Kurz vor dem Referendum haben
noch einige kleinere politische Gruppen, die nicht im Parlament sind, darunter auch
einige Vertreter der katholischen Bewegung, ihre Ablehnung gegenüber einem EU-Beitritt
kundgetan. Und sie haben zum Beispiel über Emails dazu aufgerufen, am Sonntag dagegen
zu stimmen. Man kann da nicht von Einmütigkeit sprechen, und es kann sein, dass ein
Großteil der Bevölkerung letztlich dagegenstimmt. Ich habe aber den Eindruck, dass
die Mehrheit dafür stimmen wird.“
Bei den Gegnern eines Beitritts spielten
vornehmlich wirtschaftliche Fragen eine Rolle, meint der Jesuit. Mit der EU-Integration
müsste Kroatiens Wirtschaft sich einem höheren Wettbewerbsdruck aussetzen, was zum
Beispiel auch eine Veränderung der Arbeitsweise mit sich bringen würde. Dazu Volenik:
„Im
Moment geht es wegen der Krise ja nicht gerade gut. Man befürchtet, dass ein Beitritt
nicht den wirtschaftlichen Aufschwung geben kann, auf den viele seit Jahren hoffen.
Weiter gibt es Sorge über die notwendigen gesetzlichen Änderungen und die Landwirtschaft,
die angepasst werden müsste – das sind so einige Befürchtungen, die die Menschen haben.“
Kroatiens
EU-Beitritt ist für den 1. Juli 2013 geplant. Die Verhandlungen dafür hatten 2005
begonnen, gerieten aber immer wieder ins Stocken, unter anderem wegen eines Grenzkonflikts
mit Slowenien. Im Dezember hatte Kroatien schließlich den Beitrittsvertrag unterzeichnet.