„Hier gibt es keine Christenverfolgung“ – Kardinal Sandris Reise ins indische Kerala
Mit positiven Nachrichten ist Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen
Ostkirchenkongregation, von einer Reise ins südwestindische Kerala nach Rom zurückgekehrt.
In dem Bundesstaat leben anteilmäßig die meisten Christen ganz Indiens; neben Hindus
und Muslimen machen Christen in Kerala immerhin rund ein Fünftel der Bevölkerung aus.
Diskriminierung oder Verfolgung von Christen wie vor einigen Jahren im ostindischen
Orissa gibt es hier nicht. Im Vergleich zu anderen Bundesstaaten herrscht in Kerala
keine drastische Armut, auch das Bildungs- und Gesundheitssystem ist relativ gut ausgebaut.
Kardinal Sandri, der auf Einladung lokaler christlicher Gemeinschaften nach Kerala
kam, lobt die Regierung des indischen Bundeslandes:
„In Kerala gibt es
eine sehr offene und achtsame Regierung. Und zwischen den religiösen Konfessionen,
also den katholischen, orthodoxen und jakobitischen, sowie Indiens großen Religionen
wie dem Hinduismus und dem Islam herrschen Kooperation, gutes Zusammenleben und gegenseitiger
Respekt. Es gibt hier nicht solche Gewalteskapaden, Verfolgungen und Unsicherheiten,
wie es sie in anderen Regionen des Landes gab und welche die Kirche als solche leider
in die schmerzvolle Lage bringen, sehen zu müssen, dass es nicht in allen Teilen Indiens
Respekt vor der Menschenwürde, der Religionsfreiheit und den verschiedenen Kirchen
und Konfessionen gibt.“
Keralas Christen haben ein lange Tradition; sie
führen ihren Ursprung bis auf den Apostel Thomas zurück und werden deshalb auch Thomas-Christen
genannt. Ihre soziale Stellung ist stark; so gehören sie den oberen Kasten im Land
an. Die katholischen Konfessionen stellen in Kerala die Mehrheit des christlichen
Bevölkerungsteils: Es sind neben den Syro-Malabaren die Syro-Malankaren und die Lateinische
Kirche, dazu außerdem noch die Orthodoxen. Besonders beeindruckt zeigt sich Kardinal
Sandri von der Glaubensstärke der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche:
„Die
syro-malabarische Kirche ist eine der wichtigsten der katholischen Ostkirchen – wir
sprechen da von ungefähr fünf Millionen Gläubige. Diese Kirche hat eine Vitalität
und einen apostolischen Geist der Evangelisierung, der einen wirklich mit Freude erfüllt!
Außergewöhnlich bewegend war das Treffen mit den Christen, die sehr mit dem Heiligen
Stuhl verbunden sind und denen ich den ausgiebigsten und zuneigungsvollsten apostolischen
Segen des Papstes überbracht habe. Sie haben ihn alle mit erbaulicher Hingabe für
den Nachfolger Petri aufgenommen!“
Doch auch in Kontakt mit den anderen
indischen Religionen ist der Vatikanvertreter gekommen. Dabei wurde der Kardinal regelrecht
in die Willkommenszeremonien mit hineingezogen, das lässt sich aus seinem enthusiastischen
Bericht heraushören:
„Ich wurde zum Beispiel in allen Zeremonien, an denen
ich teilgenommen habe, von den Hindus herzlich empfangen. Sie kamen sogar einmal mit
einem Elefanten, dem ich mich nähern durfte. Oder bei einer anderen Gelegenheit sind
sie mit ihren Cembali und ihren Musikern gekommen und haben inmitten all der Katholiken
aufgespielt: das ist ein friedliches Zusammenleben!“