Nach der Verhaftung eines Abtes auf dem Berg Athos schlagen nun Wellen der Empörung
über der Regierung zusammen. Vor einigen Jahren hatte der orthodoxe Mönch einen Klostersee
gegen eine staatliche Immobilie in Athen eingetauscht. Angeblich soll er die Regierung
dabei um eine Million Euro betrogen haben. Zwar kam es zu einer Anklage Ephraims,
verhaftet wurde der Abt des Klosters Vatopedi bis vor kurzem jedoch nie. Zunächst
forderten die Abgeordneten des Mönchsparlaments die sofortige Entlassung des schwer
kranken 65-Jährigen. Kurz darauf kritisierten auch Russlands Patriarch Kyrill I. und
der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., das Vorgehen Athens.
Die Frage, wer auf dem Heiligen Berg „das Sagen“ hat, geht bis zum Entstehen der orthodoxen
Klostergemeinschaft im 10. Jahrhundert zurück. Praktisch gesehen gilt die Insel als
griechische Provinz und wird vom Ministerium für den Norden in Saloniki verwaltet.
Jedoch wurde der Athos völkerrechtlich nie eindeutig Griechenland zugesprochen. In
den letzten Jahren setzten sich die Klöster immer stärker von der griechischen Verwaltung
ab. Sie richteten eine eigene Athosbehörde ein, um unter anderem das Pilgerwesen selbst
regeln zu können. Die Verhaftung des Abtes stellt nun sichtlich eine Machtprobe Griechenlands
gegenüber der selbstbewussten Mönchsrepublik dar.