2012-01-16 15:52:49

D: Ludwig Windthorst - Katholischer Politiker, politischer Katholik


RealAudioMP3 An diesem Dienstag jährt sich zum 200. mal der Geburtstag des katholischen Politikers Ludwig Windthorst. Heute vielleicht nur noch wenigen ein Begriff, aber für katholische Politiker ist er so etwas wie ein Urgestein, hat er doch Kanzler Otto von Bismarck im Parlament die Stirn geboten. Mit der Gründung des Deutschen Reiches zog er als Abgeordneter in den Reichstag ein und leistete mit seiner Partei Das Zentrum Widerstand, vor allem gegen Bismarcks so genannten Kulturkampf, mit dem dieser die Rechte und den Einfluss der Kirche und der Katholiken brechen wollte. Er wurde so der bekannteste und bedeutendste parlamentarische Widersacher Bismarcks.

Maria Flachsbarth ist ebenfalls Parlamentarierin, Mitglied des Bundestages, sie ist Katholikin und sie ist in der Bundestagsfraktion der CDU/CSU zuständig für Religionsfragen, und sie vertritt im Parlament die Stadt, in der auch Windthorst lange lebte und in der er als Parlamentarier schon vor der Reichsgründung mit Nismarck die Klingen kreuzte: Hannover.
Maria Flachsbarth sieht durchaus noch Windthorsts Vorbildcharakter für heute:

„Er hat aus dem Glauben heraus, aus seiner katholischen Überzeugung heraus Politik gemacht, er ist jemand, der auch in Richtung der Christdemokratie ein Vorgänger ist und auch schon zu seiner Zeit konfessionsübergreifend gedacht hat. Windhorst hatte zwei Themenschwerpunkte, einmal abgesehen von seiner exponierten Position im Kulturkampf: Auf der einen Seite ist es sein Einsatz für Minderheiten und in diesem Zusammenhang sein Eintreten gegen den Antisemitismus. Auf der anderen Seite ist es sein Eintreten für Rechtsstaatlichkeit und insbesondere auch für soziale Absicherung.“

Damit habe Windthorst nicht nur eine defensive Politik zum Schutz katholischer Rechte betrieben, sondern ganz allgemein ein politisches Konzept für Deutschland verfolgt. Windhorst gehörte dem Zentrum an, einer katholischen Partei. Diese gibt es heute nicht mehr, nach den Erfahrungen vor 1945 haben sich aber mit der CDU und CSU christliche Parteien gegründet. Die Frage nach dem ‚C’ muss deswegen gestellt werden: Gegen Bismarck war es einfach, christliche Politik zu definieren, aber was heißt es heute? Noch einmal Maria Flachsbarth:

„Letztlich heißt das, sich der christlichen Werte bewusst zu werden, zunächst einmal des Schutzes der Persönlichkeit des Menschen. Das hat Einfluss genommen auf den ersten Artikel unseres Grundgesetzes, der die Würde jedes Einzelnen festschreibt. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar. Das ist auch das Fundament christdemokratischer Politik. Darüber hinaus aber auch die Fragen von Subsidiarität und Solidarität: Erst einmal ist der Einzelne gefordert, seine Geschicke und seine Angelegenheiten in die eigene Hand zu nehmen, dann aber auch die Gewissheit, dass wenn die Lebensumstände die Kräfte des Einzelnen übersteigen, dass dann auch eine solidarische Gemeinschaft da ist, die ihn gegebenenfalls auffangen kann.“

Kulturkampf
Reichskanzler Otto von Bismarck wollte nach der Reichsgründung 1871 gemeinsam mit den Liberalen den Katholizismus eindämmen. Seine Maßnahmen begannen mit dem „Kanzelparagraphen“, der kritischen Predigern Haftstrafen androhte. Dann wurden einige Ordensgemeinschaften, unter ihnen die Jesuiten, aus Deutschland vertrieben. In den so genannten Maigesetzen sollte außerdem der Klerus letztlich staatlicher Kontrolle unterworfen werden.
Bismarck schaffte aber das genaue Gegenteil dessen, was er angestrebt hatte: Der Katholizismus unterwarf sich nicht. Angeführt von Parlamentariern wie Windthorst stieg der Stimmenanteil der katholischen Zentrumspartei sogar noch, Bismarck war gescheitert. Da passte es gut, dass 1878 mit Leo XIII. ein Papst gewählt wurde, der am Ausgleich interessiert war. Was allerdings auch dazu führte, dass die Einigung zwischen Vatikan und Berlin ohne den streitbaren Parlamentarier verlief, eine Niederlage für Windthorst, denn die Gesetze wurden nicht widerrufen, sondern nur abgeschwächt, wenn auch deutlich. Von Bismarck ist der Satz überliefert: „Mein Leben erhalten und verschönern zwei Dinge, meine Frau und Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, der andere für den Haß.“
Im Katholizismus Deutschland hoch verehrt starb Ludwig Johann Ferdinand Gustav Windthorst im März 1891.

(rv 16.01.2012 ord)








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