2012-01-12 12:53:33

Naher Osten: Bischofstreffen zu Ende gegangen


In Jerusalem ist am Donnerstag das 13. Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land zu Ende gegangen. Vom 8. bis 12. Januar haben Bischöfe und Fachleute aus zehn Ländern Europas, Nordamerikas und Südafrika über die aktuellen Entwicklungen in der Region und die Lage der Christen im Nahen Osten beraten. Eingeladen hatte sie der Präsidenten der katholischen Bischofsversammlung im Heiligen Land, der Lateinische Patriarch Fouad Twal; Leiter der deutschen Delegation war der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff. Bei Begegnungen mit katholischen Gemeinden vor Ort bekundeten die Bischöfe ihre Solidarität mit der in schwieriger Situation lebenden christlichen Bevölkerung. Besondere Aufmerksamkeit fand ein Besuch bei der kleinen katholischen Gemeinde in Gaza. Die Messfeier, an der etwa 250 Christen teilnahmen, wurde als starkes Signal weltkirchlicher Solidarität wahrgenommen. Die im Gaza-Streifen regierende Hamas respektiert zwar die dort lebenden Christen. Die Islamisierung des Alltags, ablesbar zum Beispiel an der Verschleierung der Frauen in der Öffentlichkeit, lässt Christen jedoch immer mehr zu Außenseitern der Gesellschaft werden. Der Druck zur Konversion, vor allem gegenüber Frauen, die Muslime heiraten wollen, wächst. Die Menschen in dem kleinen Küstenstreifen sehen sich einer politisch verfahrenen Situation gegenüber, und die weitreichende Abriegelung des Gaza-Gebiets zwingt sie, unter miserablen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen zu leben.

Politische Gespräche
Gespräche mit dem stellvertretenden israelischen Außenminister Danny Ayalon und dem palästinensischen Gouverneur von Jerusalem Adnan al-Husseini machten deutlich, dass in der Politik Israels aktuell offenbar keine großen Veränderungen zu erwarten sind. Beide Konfliktparteien werfen sich mangelnden politischen Willen zur Fortsetzung des Friedensprozesses vor. In der Abschlusserklärung des Bischofstreffens machen sich die Bischöfe die während der Tage in Jerusalem oft gehörte Überzeugung zu eigen: „Für die Israelis zu sein, bedeutet für die Palästinenser zu sein, es bedeutet für eine allseitige Gerechtigkeit zu sein, deren sichere Frucht ein andauernder Frieden ist.“
Bischof Mussinghoff rief dazu auf, den Mut zum Frieden nicht zu verlieren: „Es gibt keine Alternative zum Dialog zwischen Israel und den Palästinensern.“ Dies gelte erst recht angesichts der dramatischen Umwälzungen, die der „Arabische Frühling“ ausgelöst habe. Er sei sich sicher, dass es zu weiteren Veränderungen in der Region kommen werde: „Die Jugend wird sich nicht befrieden lassen von Zwischenlösungen, sondern die Vernetzung der Jugend mit der ganzen Welt führt dazu, dass es innerhalb von 30 Jahren doch Veränderungen gibt“, so Mussinghoff.

Augenmerk auf Galiläa
Das diesjährige Internationale Bischofstreffen widmete den griechisch-katholischen Christen (Melkiten) in Galiläa besondere Aufmerksamkeit. Bei der Begegnung mit dem melkitischen Erzbischof Elias Chacour in der israelischen Hafenstadt Haifa diskutierten die Bischöfe dabei vor allem über eine Weiterentwicklung des kirchlichen Erziehungswesens. Die auch unter Muslimen anerkannten und geschätzten katholischen Schulen gelten allgemein als eine Voraussetzung für die Überlebensfähigkeit der Kirche im Heiligen Land. In diesem Bereich – wie auch bei Projekten zur pastoralen Betreuung zugewanderter Katholiken (z.B. Arbeitskräfte aus den Philippinen und aus afrikanischen Ländern) – leisten kirchliche Hilfswerke aus Deutschland tatkräftige Unterstützung, etwa das Kindermissionswerk und der Deutsche Verein vom Heiligen Lande.

Hoffnungszeichen interreligiöser Dialog
Ein Hoffnungszeichen für das Zusammenleben der Menschen verschiedener Herkunft und Religion erlebten die Bischöfe bei einem Interreligiösen Treffen in Ibillin (Region Haifa). Dort trafen geistliche Führer der Muslime, Juden, Drusen und Christen zusammen, um ihren Respekt voreinander und den Willen zu vertiefter Kooperation zu bekunden. Nach übereinstimmender Auffassung stellt die Erziehung der jüngeren Generation zum gegenseitigen Respekt einen Schlüssel für eine friedliche Zukunft dar. Die christlichen Vertreter drängten in diesem Zusammenhang auch auf die Korrektur von Schulbüchern, die nach wie vor verzerrte Darstellungen der anderen Gruppen und Religionen enthalten.

(pm/dbk 12.01.2012 sk)








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