In Jerusalem ist am Donnerstag das 13. Internationale Bischofstreffen zur Solidarität
mit den Christen im Heiligen Land zu Ende gegangen. Vom 8. bis 12. Januar haben Bischöfe
und Fachleute aus zehn Ländern Europas, Nordamerikas und Südafrika über die aktuellen
Entwicklungen in der Region und die Lage der Christen im Nahen Osten beraten. Eingeladen
hatte sie der Präsidenten der katholischen Bischofsversammlung im Heiligen Land, der
Lateinische Patriarch Fouad Twal; Leiter der deutschen Delegation war der Aachener
Bischof Heinrich Mussinghoff. Bei Begegnungen mit katholischen Gemeinden vor Ort bekundeten
die Bischöfe ihre Solidarität mit der in schwieriger Situation lebenden christlichen
Bevölkerung. Besondere Aufmerksamkeit fand ein Besuch bei der kleinen katholischen
Gemeinde in Gaza. Die Messfeier, an der etwa 250 Christen teilnahmen, wurde als starkes
Signal weltkirchlicher Solidarität wahrgenommen. Die im Gaza-Streifen regierende Hamas
respektiert zwar die dort lebenden Christen. Die Islamisierung des Alltags, ablesbar
zum Beispiel an der Verschleierung der Frauen in der Öffentlichkeit, lässt Christen
jedoch immer mehr zu Außenseitern der Gesellschaft werden. Der Druck zur Konversion,
vor allem gegenüber Frauen, die Muslime heiraten wollen, wächst. Die Menschen in dem
kleinen Küstenstreifen sehen sich einer politisch verfahrenen Situation gegenüber,
und die weitreichende Abriegelung des Gaza-Gebiets zwingt sie, unter miserablen wirtschaftlichen
und sozialen Verhältnissen zu leben.
Politische Gespräche Gespräche
mit dem stellvertretenden israelischen Außenminister Danny Ayalon und dem palästinensischen
Gouverneur von Jerusalem Adnan al-Husseini machten deutlich, dass in der Politik Israels
aktuell offenbar keine großen Veränderungen zu erwarten sind. Beide Konfliktparteien
werfen sich mangelnden politischen Willen zur Fortsetzung des Friedensprozesses vor.
In der Abschlusserklärung des Bischofstreffens machen sich die Bischöfe die während
der Tage in Jerusalem oft gehörte Überzeugung zu eigen: „Für die Israelis zu sein,
bedeutet für die Palästinenser zu sein, es bedeutet für eine allseitige Gerechtigkeit
zu sein, deren sichere Frucht ein andauernder Frieden ist.“ Bischof Mussinghoff
rief dazu auf, den Mut zum Frieden nicht zu verlieren: „Es gibt keine Alternative
zum Dialog zwischen Israel und den Palästinensern.“ Dies gelte erst recht angesichts
der dramatischen Umwälzungen, die der „Arabische Frühling“ ausgelöst habe. Er sei
sich sicher, dass es zu weiteren Veränderungen in der Region kommen werde: „Die Jugend
wird sich nicht befrieden lassen von Zwischenlösungen, sondern die Vernetzung der
Jugend mit der ganzen Welt führt dazu, dass es innerhalb von 30 Jahren doch Veränderungen
gibt“, so Mussinghoff.
Augenmerk auf Galiläa Das diesjährige
Internationale Bischofstreffen widmete den griechisch-katholischen Christen (Melkiten)
in Galiläa besondere Aufmerksamkeit. Bei der Begegnung mit dem melkitischen Erzbischof
Elias Chacour in der israelischen Hafenstadt Haifa diskutierten die Bischöfe dabei
vor allem über eine Weiterentwicklung des kirchlichen Erziehungswesens. Die auch unter
Muslimen anerkannten und geschätzten katholischen Schulen gelten allgemein als eine
Voraussetzung für die Überlebensfähigkeit der Kirche im Heiligen Land. In diesem Bereich
– wie auch bei Projekten zur pastoralen Betreuung zugewanderter Katholiken (z.B. Arbeitskräfte
aus den Philippinen und aus afrikanischen Ländern) – leisten kirchliche Hilfswerke
aus Deutschland tatkräftige Unterstützung, etwa das Kindermissionswerk und der Deutsche
Verein vom Heiligen Lande.
Hoffnungszeichen interreligiöser Dialog Ein
Hoffnungszeichen für das Zusammenleben der Menschen verschiedener Herkunft und Religion
erlebten die Bischöfe bei einem Interreligiösen Treffen in Ibillin (Region Haifa).
Dort trafen geistliche Führer der Muslime, Juden, Drusen und Christen zusammen, um
ihren Respekt voreinander und den Willen zu vertiefter Kooperation zu bekunden. Nach
übereinstimmender Auffassung stellt die Erziehung der jüngeren Generation zum gegenseitigen
Respekt einen Schlüssel für eine friedliche Zukunft dar. Die christlichen Vertreter
drängten in diesem Zusammenhang auch auf die Korrektur von Schulbüchern, die nach
wie vor verzerrte Darstellungen der anderen Gruppen und Religionen enthalten.