Vor genau zwei Jahren zerstörte ein Erdbeben große Teile Haitis. Durch die Naturkatastrophe
vom 12. Januar 2010 starben über 200.000 Menschen; über zwei Millionen wurden obdachlos.
Noch immer leben mehr als 500.000 Menschen in Zeltstädten. Nach Einschätzung von Hilfsorganisationen
wird der Karibikstaat noch lange auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen sein.
Bei Geber-Konferenzen für Haiti kamen über 3,2 Milliarden Euro zusammen. Dennoch erklärt
Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, dass die Überlebenschancen und
Perspektiven für 4,3 Millionen Minderjährige in Haiti unzureichend sind. Für 2012
fehlten rund 17 Millionen Euro, langfristig würden weitere 21 Millionen Euro benötigt.
Zahlreiche christliche Hilfsorganisationen teilen die Skepsis. „Der Aufbau kommt nur
schleppend voran, viele Menschen haben weiter kein Zuhause und keine Arbeit“, so das
internationale Kinderhilfswerk „Compassion“, das sich seit 1968 in Haiti engagiert.
Bis zur Wiederherstellung aller in der Hauptstadt Port-au-Prince zerstörten Einrichtungen
werde es noch einige Jahre dauern, da es schwer sei, Ingenieure mit Erfahrung in erdbebensicherem
Bauen zu finden. Auch solides Baumaterial sei rar.
Der Päpstliche Nuntius
in Haiti, Erzbischof Bernardito Auza, erklärte gegenüber dem vatikanischen Fidesdienst,
dass sich „die Frage der Beziehungen zwischen den Geldgebern und den haitianischen
Instanzen schwierig“ gestalte. Derzeit gebe es keine Struktur oder Institution, die
die Arbeiten leite oder koordiniere. Der Erzbischof wörtlich: „Insgesamt leben auch
heute immer noch 600.000 Menschen in Zelten. Auch unsere Priesteramtskandidaten sind
in Zelten untergebracht.“ Die Kirche habe „Dutzende Wiederaufbauprojekte auf den Weg
gebracht“, doch die technischen Vorbereitungen seien „lang und schwierig“. Generell
existierten „die schwerwiegenden Probleme, mit denen sich Haiti bereits vor dem Erdbeben
konfrontiert sah, auch heute weiter“, so der Erzbischof mit Verweis auf die Armut
in Haiti. Viele Kinder besuchten keine Schule, weil Eltern kein Schulgeld zahlen könnten.
Wörtlich meinte der Nuntius: „Der Wiederaufbau muss haitianisch sein, ansonsten wird
es keinen Wiederaufbau geben!“
Von den 9,6 Millionen Einwohnern Haitis sind
55 Prozent katholisch. Nach Schätzungen hängen gleichzeitig etwa 70 Prozent der Bevölkerung
dem Voodoo-Kult an.