Gute Neuigkeiten aus
Österreich: Die Zahl der Kirchenaustritte ist in der römisch-katholischen Kirche in
dem Land 2011 im Vergleich zu 2010 stark zurückgegangen, nur noch ein Drittel der
Zahlen von 2010 haben der Kirche den Rücken gekehrt. Das geht aus Zahlen hervor, die
verschiedene Bistümer und die österreichische Bischofskonferenz an diesem Dienstag
vorlegten. So hat sich die Zahl der Katholiken im Erzbistum Wien im vergangenen Jahr
stabilisiert. Zum Jahresende 2011 gab es in der Erzdiözese Wien 1,2 Millionen Katholiken.
Das sind nur knapp 1 Prozent weniger als im Vorjahr. In 2010 war vor allem der Missbrauchsskandal
in der katholischen Kirche Grund für steigende Austrittszahlen.
„Der deutliche
Rückgang bei den Kirchenaustritten ist ein Zeichen dafür, dass die Kirche wieder Vertrauen
aufbauen konnte.“ Das erklärte der Medienreferent der Bischofskonferenz, Paul Wuthe,
gegenüber der Agentur Kathpress mit Blick auf die aktuellen Katholikenzahlen. Ein
Grund dafür sei „in den klaren Worten und konkreten Maßnahmen der Bischofskonferenz
gegen Gewalt und Missbrauch im kirchlichen Bereich“ zu sehen. Sie hätten „die Glaubwürdigkeit
der Kirche gestärkt, wenn auch die Enttäuschung bei vielen Kirchenmitgliedern nach
wie vor spürbar bleibt“. Gleichzeitig unterstrich Wuthe die Tatsache, dass die katholische
Kirche die „mit Abstand größte Institution in Österreich ist, der rund 5,4 Millionen
Frauen und Männer freiwillig angehören“. Inmitten einer sehr dynamischen Gesellschaft
würde sich die Kirche nach wie vor als „sehr stabil“ erweisen. Für die allermeisten
Katholikinnen und Katholiken bleibe die Kirche „eine geistliche Heimat, ein Ort des
Glaubens und der christlichen Nächstenliebe auch und gerade in schwierigen Zeiten“,
so Wuthe.
Dass in einem „Normaljahr“ rund 99 Prozent der Katholiken ihrer Kirche
die Treue halten, zeige, dass die Verbundenheit mit der katholischen Kirche in Österreich
immer noch sehr stark sei. Das unterstreicht der Pressesprecher der Erzdiözese Wien,
Michael Prüller. Bei Familien mit minderjährigen Kindern gebe es zum Beispiel kaum
Austritte. Dennoch sei die Situation ernst. Denn die eigentliche Herausforderung liege
jenseits der Mitgliederzahlen – nämlich in der Frage, wie man den Glauben lebendig
erhalten kann. Ähnliche Zahlen meldet auch das Bistum Eisenstadt. „Wenn sich Menschen
dafür entscheiden, die Kirche zu verlassen, dann haben wir diese Entscheidung zu respektieren.
Wenngleich jeder einzelne Austritt schmerzt“, so Michael Wüger, Pastoralamtsleiter
der Diözese Eisenstadt.
Die Zahlen: 2011 sind 58.603 Personen
aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang um
knapp 32 Prozent gegenüber 2010, als 85.960 Personen die Kirche verließen. Dieser
historische Höchststand an Austritten seit 1945 war zu einem Gutteil auf das Bekanntwerden
von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich zurückzuführen. Die Zahl der Katholiken
in Österreich ist im Jahr 2011 weitgehend stabil geblieben. Die von den Diözesen für
das vergangene Jahr veröffentlichten vorläufigen Katholikenzahlen weisen die Gesamtzahl
von 5,41 Millionen Katholiken mit Stichtag 31. Dezember 2011 aus. Laut der am Dienstag
ebenfalls veröffentlichten amtlichen Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz
für 2010 gab es mit Stichtag 31. Dezember 2010 noch 5,45 Millionen Katholiken. Das
bedeutet demnach im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang um ca. 0,86 Prozent.
Mit Stichtag vom 31. Dezember 2011 wurden 4.343 Personen in die Kirche neu
oder wieder aufgenommen. 2010 traten insgesamt 4.608 Personen in die katholische Kirche
ein.
Bei den Angaben für 2011 handelt es sich um vorläufige Zahlen. Kleinere
Korrekturen – vor allem bei den Neu- oder Wiedereintritten – sind noch zu erwarten,
da noch nicht in allen Diözesen die Daten für die letzten Monate des Vorjahres umfassend
vorliegen. Erfahrungsgemäß werden die Zahlen der Neu- und Wiedereintritte noch leicht
steigen.
Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester ist laut der aktuellen
Kirchenstatistik 2010 leicht zurückgegangen: von 4.144 im Jahr 2009 auf 4.066 im Jahr
2010. Ausschlaggebend dafür ist ein Rückgang bei den Ordenspriestern von 1.611 (2009)
auf 1.545 (2010). Allerdings ist die statistische Erhebung der Ordenspriester sehr
schwierig, da sich viele Ordensprovinzen über mehrere Länder erstrecken. Die Zahl
der Diözesanpriester ist mit 2.146 (2009: 2.158) sowie 375 in Österreich wirkenden
Weltpriester aus ausländischen Diözesen (2010: 375) stabil geblieben. 143 österreichische
Diözesanpriester sind zusätzlich noch in anderen Ländern der Welt tätig (2009: 149).
Stetig
wächst die Zahl der ständigen Diakone: Die amtliche Statistik für 2010 weist 625 aus
(2009: 607, 2008: 580). Selbiges gilt für Ordensbrüder: Hier konnte eine Steigerung
von 498 (2009) auf 516 (2010) festgestellt werden. Die Zahl der Ordensschwestern ist
hingegen von 4.548 (2009) auf 4.381 (2010) gesunken.
Durch Stabilität zeichnet
sich das österreichweit nach wie vor sehr dichte Netz von Pfarrgemeinden aus: Mit
insgesamt 3.032 Pfarren sowie 1.344 weiteren Seelsorgestellen gab es 2010 keine nennenswerten
Veränderungen gegenüber 2009.