2012-01-09 15:45:47

„Deutschland für Religionsfreiheit in der ersten Reihe“


RealAudioMP3 „Für uns Deutsche ist besonders wichtig: die Finanzkrise, der Klimaschutz und die schwierige Lage im Nahen Osten.“

Das sagt der neue deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Reinhard Schweppe, mit Blick auf die Neujahrsansprache seines Landsmannes auf dem Stuhl Petri.

„Er hat besonders darauf hingewiesen, dass die Finanzkrise die Jugend, die Familien, aber auch die Entwicklungsländer treffen kann. Das sind sozusagen die am meisten von dieser Krise Betroffenen und Gekniffenen; und das ist natürlich etwas, was auch die deutsche Bundeskanzlerin besonders interessieren muss.“

Wie sein Bericht über den päpstlichen Neujahrsempfang in Berlin aufgenommen werden wird, kann Botschafter Schweppe nicht voraussagen,

„Aber eines kann ich Ihnen sagen: Diese ethische Dimension ist auch für die Bundesregierung wichtig und wird mit Sicherheit berücksichtigt beim weiteren Vorgehen in Brüssel und auch in den internationalen Finanzorganisationen!“

Auch was Benedikts Mahnung zu mehr Anstrengungen im Klimaschutz betrifft, rechnet der deutsche Vatikanbotschafter mit offenen Ohren in seiner Hauptstadt.

„Also, er hat die Vision einer Familie der Nationen am Ende eines Prozesses. Er hat – wie wir natürlich auch – kritisiert, dass Durban nicht den Durchbruch gebracht hat, und setzt seine Hoffnung jetzt auf die Konferenz in Rio. Hier ist eine Sequenz von Ereignissen, das sieht der Vatikan genauso wie die Bundesregierung.“

Aufgefallen ist dem Botschafter, dass Papst Benedikt sich zum Nahen Osten ziemlich klar geäußert hat.

„Zu Syrien hat er gesagt, es muss sofort ein Ende des Blutvergießens stattfinden, es muss ein Dialog zwischen den Beteiligten in Gang kommen, und es ist wichtig, dass die unabhängige Beobachtermission, die im Augenblick dort ist, gestärkt wird.“

Botschafter Schweppe kennt natürlich die Kritik syrischer Oppositioneller, dass die Beobachter der Arabischen Liga in Syrien so unabhängig gar nicht seien. Schweppe will das nicht bewerten, sieht immerhin „einen Anfang gemacht“.

„Und der Papst hat sich ja auch nicht festgelegt auf die Mission der Arabischen Liga, sondern allgemein von Beobachterdelegationen gesprochen. Das wäre auch die deutsche Position. Man kann nicht ausschließen, dass es notwendig sein könnte, noch eine weitere Beobachtermission nachzuschicken; ich will nicht spekulieren, ob das die EU o.ä. sein kann, aber es muss nicht unbedingt die Arabische Liga alleine sein.“

Mit Blick auf das Heilige Land habe der Papst sich für ein Ende des Nahostkonflikts eingesetzt, aber ausdrücklich auch für „sichere Grenzen für die beiden Beteiligten“. Das sei auch „genau die deutsche Position.“ Schnittmengen also zwischen Vatikan und Berlin, wohin man schaut. Nach Ansicht von Botschafter Schweppe gilt das auch für die Forderung Benedikts XVI. nach Religionsfreiheit.

„Ich war bis vor zweieinhalb Monaten, als ich hier zum Vatikan versetzt worden bin, der deutsche Botschafter in Genf bei den internationalen Organisationen und in dieser Hinsicht auch zuständig für den Menschenrechtsrat. Ich kann Ihnen nur sagen: Das Thema Religionsfreiheit ist eines der wichtigsten Themen im Menschenrechtsrat, und Deutschland ist in erster Reihe, wenn es darum geht, Religionsfreiheit weltweit durchzusetzen.“

Übrigens, auch wenn das nicht zur Diplomatenrede des Papstes gehört: Der Streit um den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff war nach Angaben von Botschafter Schweppe bisher noch nie Thema bei seinen Gesprächen im Vatikan.

„Da ist man sehr diskret. Außerhalb des Vatikans werde ich ständig darauf angesprochen, aber im Vatikan hat mich niemand dazu angesprochen.“

(rv 08.01.2012 sk)








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