Die Sonntagsbetrachtung: Er hat die Sünde auf sich genommen
Johannes der
Täufer weist auf Jesus hin, auf den Größeren, der nach ihm kommt. Ihm will er durch
seine Predigt und Bußtaufe den Weg bereiten. Auch Jesus hat sich von Johannes taufen
lassen. Er hat sich in die Reihe der Sünder gestellt; er hat die Sünde der Welt auf
sich genommen.
Aus dem Markusevangelium, 1: 7-11 In jener Zeit trat
Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als
ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe
euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen
Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist
wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein
geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Die Betrachtung besteht
aus Deutungen des Textes durch den Mönch Beda, genannt Venerabilis (+ 735)
Er
ließ sich taufen, um durch seine Taufe die Taufe des Johannes zu bestätigen, und um
das Wasser des Jordan zu heiligen und durch die herabkommende Taube zu zeigen, dass
in der Reinwaschung der Gläubigen [in der Taufe] der Heilige Geist zu ihnen kommt.
Der
Himmel öffnet sich - das bedeutet keine Öffnung materieller Elemente, sondern er öffnet
sich den geistigen Augen, von denen Ezechiel am Anfang seines Buches berichtet, dass
sie ihm geöffnet worden seien. Dass Jesus nach seiner Taufe den Himmel geöffnet sah,
geschah, um uns eine Gunst zu erweisen: denn uns wird durch das Bad der Wiedergeburt
die Tür des himmlischen Reiches geöffnet.
Die sichtbare Herabkunft des Heiligen
Geistes bei der Taufe war ein Zeichen, dass uns in der Taufe geistliche Gnaden übertragen
werden.
Der Heilige Geist kam deshalb in Gestalt einer Taube herab, weil diese
ein sehr einfaches Tier und ihr jede Boshaftigkeit fremd ist. So wird uns bildlich
gezeigt, dass der Heilige Geist einfache Herzen sucht und in bösen Menschen nicht
wohnen will. [...] Treffend ist hinzugefügt: und auf ihm blieb. Das ist nämlich das
Besondere bei Christus, dass der Heilige Geist, der ihn einmal erfüllt, ihn nie mehr
verlässt. Denn seinen Gläubigen wird einmal die Gnade des Heiligen Geistes gegeben,
um Machtzeichen und Wunder zu wirken, ein andermal wieder genommen. Dennoch fehlt
ihnen nie die Gnade des Geistes, um fromm und gerecht zu leben und die Liebe zu Gott
und zum Nächsten zu bewahren.
Dadurch wird der Sohn nicht etwas gelehrt, was
er nicht schon selbst wüsste, sondern uns wird gezeigt, was wir glauben sollen. Diese
Stimme lehrt uns, dass wir durch das Wasser der Reinwaschung und den Geist der Heiligung
zu Söhnen Gottes werden. Auch das Geheimnis der Dreieinigkeit wird in der Taufe gezeigt.
Der Sohn wird getauft, der Geist kommt herab in Gestalt der Taube und die Stimme des
Vaters lässt sich vernehmen, der Zeugnis für seinen Sohn ablegt.