Papst zum Hochfest der Erscheinung des Herrn: Auch Bischöfe sind „suchende Hirten“
Wie sollten die „Hirten“
der Kirche heute aussehen? Mit Gedanken zum Wesen und Auftrag des Bischofsamtes hat
Benedikt XVI. an diesem sechsten Januar das Hochfest der Erscheinung des Herrn begangen.
Bei dem festlichen Gottesdienst in der Petersbasilika weihte der Papst zugleich zwei
Kurienmitarbeiter zu Bischöfen – den vatikanischen Botschafter für Irland, den US-Amerikaner
Charles John Brown, und den Polen Marek Solczynski, der den Heiligen Stuhl in Georgien
und Armenien vertritt. Der Vatikan hatte am Donnerstag eine Note zum kommenden „Jahr
des Glaubens“ veröffentlicht. Und auch in der Papstpredigt zum Fest der Epiphanie
stand die Suche nach Gott im Mittelpunkt.
Der Weg der Weisen aus dem Morgenland
ist der Anfang der „großen Prozession“ von „Menschen aller Kulturen und aller Völker“
hin zu Gott, beginnt der Papst seine Predigt zum ältesten Missionsfest der Christenheit,
dem Hochfest der Erscheinung des Herrn:
„Mit diesen Menschen beginnt
die Wanderung der Menschheit zu Jesus Christus – zu dem Gott, der im Stall geboren
wurde; der am Kreuze starb und der als Auferstandener bei uns bleibt alle Tage bis
zur Vollendung der Welt (vgl. Mt 28,20).“
Wer aber hatte das Jesuskind
gefunden? Es waren die Hirten, „einfache Seelen, die näher bei dem Gott wohnen, der
ein Kind wurde, und die leichter zu ihm ,hinübergehen‘ (Lk 2,15) und ihn als Herrn
erkennen konnten“, erinnert der Papst. Ihnen folgten die Weisen, die Benedikt XVI.
als „Sachkundige“ mit großen astronomischen Wissen beschreibt. Mit rein wissenschaftlicher
Kunde von den Sternen, der Vernunft allein, gaben sich diese Könige freilich nicht
zufrieden, fährt der Papst fort:
„Sie wollten verstehen, um was es im Menschsein
geht. Sie hatten wohl von der Verheißung des heidnischen Propheten Bileam gehört:
,Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel‘ (Num 24,17). Sie
gingen der Verheißung nach. (…) Und sie waren wache Menschen, die die Zeichen
Gottes, seine leise und eindringliche Sprache wahrzunehmen vermochten.“
Die
Heiligen Drei Könige folgten damit nicht einfach einem Himmelsphänomen, sondern „ihnen
ging es um die Wahrheit selbst“, so Benedikt weiter. Die „Sprache der Schöpfung“ allein
habe sie nicht zum Ziel geführt, sondern ihre Fähigkeit, das Wort Gottes überhaupt
zu vernehmen – sie zeichneten sich durch Vernunft und Glauben, Mut und Demut aus.
Kardinäle: Im „Folgen“
vorangehen
Auf ihrer Suche nahmen die Weisen auch „Verzichte und Mühen
eines langen und ungewissen Weges“ auf sich und ertrugen wohl so manchen Spott, fährt
der Papst fort, der daran Gedanken zum Wesen und Auftrag des Bischofsamtes anschließt:
Auch bei den „Hirten“ der heutigen Kirche dürfe die fortwährende Suche nach Gott mitnichten
zum Stillstand kommen, erinnert Benedikt XVI., dessen Worte hier ein wenig an die
Gedanken seiner Konzerthausrede erinnern, die der Papst in Freiburg im vergangenen
September hielt. Darin war es um das Wesen der katholischen Kirche gegangen; vor allem
das Stichwort „Entweltlichung“ war von der Benedikt Grundsatzrede im Gedächtnis geblieben.
„Auch der Bischof muss ein Mensch des unruhigen Herzens sein, der
sich nicht mit den gewohnten Dingen dieser Welt begnügt, sondern der Unruhe des Herzens
nachgeht, die ihn treibt, inwendig immer näher auf Gott zuzugehen, sein Angesicht
zu suchen, ihn mehr und mehr zu erkennen, um ihn mehr und mehr lieben zu können. Auch
der Bischof muss ein Mann des wachen Herzens sein, der die leise Sprache Gottes wahrnimmt
und das Wahre vom Schein zu unterscheiden versteht. Auch der Bischof muss von dem
Mut der Demut erfüllt sein, die nicht fragt, was die herrschende Meinung über ihn
sagt, sondern seinen Maßstab von der Wahrheit Gottes hernimmt und für sie einsteht
– ,opportune – importune‘.“
Zu dieser Demut des Bischofes gehöre auch,
sich vor „dem Gott zu beugen, der so konkret und so einfach geworden ist, dass er
unserem törichten Stolz widerspricht, der Gott nicht so nah und so klein sehen will“,
fährt der Papst fort: „Er muss die Anbetung des menschgewordenen Gottessohnes leben,
die ihm immer neu den Weg zeigt.“
Bewahrt euer „unruhiges Herz“
Gebt
die Suche nach Gott nicht auf, bewahrt euer „unruhiges Herz“, denn auch Gott sucht
euch, so der Appell des Papstes an alle Menschen:
„Lasst euch von der Unruhe
Gottes treffen, damit sich die Sehnsucht Gottes nach dem Menschen erfüllen kann.“
Diese
„Suche“ und „Unruhe“ ist es auch, die Dreh- und Angelpunkt des vatikanischen Dialogprojektes
„Vorhof der Völker“ ist – mit der Initiative, die vom Päpstlichen Kulturrat geleitet
wird, sucht der Heilige Stuhl weltweit das Gespräch mit Nichtglaubenden und Atheisten.
Seit dem offiziellen Start der Initiative im März 2011 tagte der „Vorhof der Völker“
in verschiedenen europäischen Ländern.