Glaubenskongregation: „Ein etwas atypisches Dokument”
Wie stellen sich Papst
Benedikt und seine Mitarbeiter das „Jahr des Glaubens“, das am 11. Oktober starten
soll, genau vor? Dazu wird – ein einmaliger Schritt – die vatikanische Glaubenskongregation
am Samstag ein Dokument veröffentlichen, sozusagen die Gebrauchsanleitung des Glaubensjahres.
Erste Grundzüge dieser Gebrauchsanweisung wurden schon an diesem Donnerstag durch
eine Presseerklärung bekannt. Gudrun Sailer sprach darüber mit Pater Hermann Geißler,
der die Lehrabteilung der Glaubenskongregation leitet; hier ein Auszug des Interviews.
„Es ist in der Tat ein etwas atypisches Dokument. Aber die Glaubenskongregation
ist ja nicht nur dafür zuständig, Irrlehren zu verurteilen und den Glauben zu schützen,
sondern sie ist auch und vorrangig zuständig, die Glaubenslehre zu fördern. Diese
Note ist ein Dokument, das eben das Ziel hat, den Glauben zu fördern und Vorschläge
zu machen: den Bischofskonferenzen, den Bischöfen, Pfarrern, Religionslehrern, allen
Gläubigen letztlich, und es steht dann frei, was davon aufgegriffen wird und was nicht.
Wir hoffen, dass die Kirche großherzig und mit kollegialem Geist viele der Vorschläge
aufgreift.“
Auffallend ist die ökumenische Ausrichtung des Jahres des Glaubens
– wie äußert sie sich?
„Die Einheit im Glauben ist nicht ganz auseinandergebrochen"
„Die
Ökumene ist für die katholische Kirche von großer Bedeutung. Nun, können wir gottlob
sagen, ist die Einheit im Glauben nicht ganz auseinandergebrochen – im Wesentlichen
sind wir eins geblieben, und dieses Wesentliche ist der Glaube an Jesus Christus,
den einen Erlöser, den Herrn. Das zu feiern und zu bekennen, das der Welt zu sagen,
ist wichtig. Und auch, darum zu kämpfen, dass wir dieses gemeinsame Fundament nicht
verlieren, wie der Papst auch bei seinem Deutschlandbesuch in Erfurt in Erinnerung
gerufen hat. Deswegen wird es verschiedene ökumenische Veranstaltungen geben; das
ist im Detail noch zu klären mit dem Rat für die Ökumene. Es wird hier in Rom eine
große Feier geben mit dem Papst, bei der der Glaube an Christus, der allen Christen
gemeinsam ist, bekannt wird vor der ganzen Welt."
Ein Vorschlag an die
Diözesen sind Bußgottesdienste. Geht das in Richtung eines „Mea culpa“?
„Sünden
gegen den Glauben sind schwer"
„Die Bußgottesdienste sind vielleicht eine
originelle Idee, die in der Vorbereitung dieser Note aufgekommen ist. Ich denke, das
hängt mit einem Punkt zusammen, der schon sehr wichtig ist: Der Glaube ist die kostbare
Perle, von der das Evangelium spricht. Wenn wir diese Perle empfangen haben, von Gott
geschenkt bekommen haben, dann ist es wichtig, dass wir sie wahren, dass wir den Glauben
auch hüten, nähren, weitergeben und bezeugen. Es sind hier sicher große Defizite in
der Kirche; es gibt sehr viele Glieder der Kirche, die den Glauben nicht kennen, manche,
die den Glauben sogar ablehnen. Viele, die den Glauben nicht nähren, sich nicht damit
beschäftigen, die sich nicht bilden, die den Glauben nicht bezeugen. Der Papst sagt,
das wesentliche Problem der Kirche heute ist die Glaubenskrise, und ich denke, wir
müssen neu lernen, dass die Sünden gegen den Glauben schwer sind, dass sie sehr schädlich
sind und in der Kirche wirklich vieles kaputt machen. Ich denke, wir müssen ganz demütig
für diese Sünden um Vergebung bitten. Dazu wollen diese Bußgottesdienste motivieren.“
Auf
der Ebene der Pfarreien bleibt das Feiern der Gottesdienste, in erster Linie der Eucharistie,
am wichtigsten. Welche Schwerpunkte sind denn hier vorstellbar, um das Jahr des Glaubens
besonders zu begehen?
„Neu lernen, dass die Eucharistie zentral ist“
„Wir
müssen neu lernen, dass die Eucharistie ganz zentral ist und nicht ersetzt werden
kann, wie es mancherorts durch Wortgottesdienste üblich geworden ist. Wir müssen lernen,
dass wir Opfer bringen müssen, um bei einer Eucharistie teilzunehmen und dem Herrn
selber im Wort und im Sakrament begegnen zu können. Ich möchte sagen, dass von hier
aus eigentlich alle anderen Initiativen starten sollten."
Die komplette Fassung
des Gesprächs mit Pater Hermann Geißler stellen wir Ihnen am Samstag vor. (rv
05.01.2012 gs)