Das koptisch-orthodoxe
Weihnachtsfest, in Ägypten am 7. Januar, rückt näher und damit auch die Angst der
Christen vor neuen Anschlägen. Rund um das Neujahrsfest und die Weihnachtsfeierlichkeiten
waren vor einem Jahr in Alexandria und in der ägyptischen Provinz fast 30 Menschen
bei Anschlägen auf Christen ums Leben gekommen. Die Verstärkung einer geplanten Bürgerwehr
zum Schutz der Christen, an der sich auch Vertreter der Muslimbrüder und Salafisten
beteiligen wollen, stößt bei christlichen Kirchenvertretern derweil im Großen und
Ganzen auf Wohlgefallen. Die meisten Muslime in Ägypten seien nicht fanatisch, erinnert
im Interview mit Radio Vatikan der Bischof von Giseh, Antonios Aziz Mina:
„Es
sind gute Menschen, die man dazu ermutigen muss, den Sinn des Zusammenlebens und der
Zusammenarbeit im Land zu verbreiten. Wir haben schließlich für 14 Jahrhunderte zusammengelebt.
Man muss die Fanatiker Stück für Stück isolieren. Wir danken jedem Muslimen, der diese
Ansicht teilt. Während der Revolution traten auf dem Tahrir-Platz Christen für Muslime
ein und Muslime für Christen. Das gleiche gilt für die Randale gegen Wohnhäuser, als
die Polizei nicht da war: Da gab es junge Leute, Christen und Muslime zusammen, die
ihre Viertel verteidigten.“
Dennoch hätten auch die moderaten Muslime die
Extremisten im eigenen Land zu lange unterschätzt, fügt Bischof Mina an:
„Das
sind schwierige Zeiten für alle Ägypter. Christen wie moderate Muslime, die in der
Mehrheit sind, haben die gleichen Schwierigkeiten, wenn Menschen das Land verlassen.
Denn neben den Christen sind ja auch Muslime geflohen! Vielleicht haben wir uns darin
geirrt, dass wir den Fanatismus nicht von Anfang an angezeigt haben. Doch auch die
moderaten Muslime haben diese Gefahr nicht erkannt: Sie sahen Menschen, die im Namen
der Religion sprachen und ließen sie reden. Dabei waren das Fanatiker, die das soziale
Leben des ganzen Landes zerstören.“