Der Kölner Kardinal
Joachim Meisner hat die Abtreibungspraxis in Deutschland massiv kritisiert. Die Gesellschaft
dürfe sich nicht damit abfinden, dass jährlich eine Zahl von Kindern in der Größenordnung
der Einwohnerzahl von Koblenz und Remscheid abgetrieben werden, sagte er in einem
Gottesdienst am Mittwochabend im Kölner Dom. „Da stimmt doch etwas mit unserem Volk
nicht mehr“, so der Kardinal wörtlich.
„Vor Gott gibt es keine Differenz
zwischen „ungeboren“ und „geboren“, zwischen den ersten drei Monaten und den letzten
sechs Monaten einer Schwangerschaft. Und darum stellt sich die Kirche vorbehaltlos
vor die Kinder, namentlich vor die ungeborenen Kinder, weil sie oftmals die gefährdetsten
sind. Das Kind darf nie Mittel zum Zweck werden, wenn es etwa der Familienplanung
widerspricht, sodass man dann sein Leben auslöscht. Darum tritt die Kirche von Anfang
ihres Bestehens an gegen jede Tötung ungeborener Kinder und natürlich auch der geborenen
Kinder ein."
Kinder müssten „immer geschützt werden müssen vor den Interessen
der Mächtigen, der Machthaber, der Klugen und der Erwachsenen“, so der Erzbischof
von Köln. Jesus sei „deshalb als Obdachloser geboren worden, um sich mit allen ungeborenen
und geborenen Kindern zu identifizieren, wo immer sie auch geboren werden mögen“.
Deutschland sei ein „armes Volk“, weil in ihm die Zahl der Kinder „so massiv“ zurückgehe,
„dass die soziale Sicherheit für unsere Bevölkerung verloren gegangen ist“.
„Und
ich meine, wir haben wohl das Wissen verloren, dass ein Kind - geboren oder ungeboren
- ein kleiner, vollwertiger Mensch ist. Wir wissen nicht mehr, woher er kommt, mit
welcher Verheißung er gesegnet ist und welche unverzichtbare Aufgabe er in der menschlichen
Gesellschaft hat... Christus hat sein Leben hingegeben, damit wir das Leben haben,
und zwar in Fülle haben (vgl. Joh 10,10): das ungeborene, das geborene, das alt gewordene
Leben, das eigentlich kein „Es“ ist, sondern ein „Du“, damit sie dieses Leben in Fülle
haben: die ungeborenen Kinder, die geborenen Kinder, die alt gewordenen Menschenkinder.
Für sie treten wir ein mit Christus vor dem Vater im Heiligen Geist, damit der Mensch
nicht seine vornehmste Berufung vergisst, mitzuwirken am Schöpfungswerk Gottes: in
Ehe, Familie und in der Sorge um unsere Kinder.“