Bosnien: Kardinal sieht EU-Integrationsprozess kritisch
Einen kritischen Blick auf den EU-Integrationsprozess aus Sicht der Kirche hat der
Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljić, bei seinem traditionellen Weihnachtsempfang
am Stephanstag gerichtet. „Bis jetzt hat sich der Prozess der Integration als mangelhaft
erwiesen“, so Puljić wörtlich. Die Krise komme daher, dass die grundsätzlichen moralischen
und geistlichen Werte fehlten, so der Erzbischof. Diese müssten aber die Basis für
die Annäherung zwischen den Menschen sein, fuhr der bosnische Kardinal fort - nicht
nur Nutzen, Interessen, Profit und Konsum. Allgemein werde von einer Rezession gesprochen,
„aber es ist in Wahrheit eine Depression“, sagte Puljić. Zur Religionspolitik in Bosnien-Herzegowina
sagte der Erzbischof, er habe beim letztjährigen Weihnachtsempfang das Problem der
Mehrwertsteuer erwähnt, die die kirchlichen Institutionen nicht zurückbekämen. Man
stehe vor einem „invaliden Staat“, der Probleme, die die Freiheit und Rechte der Kirchen
und Religionsgemeinschaften betreffen, nicht löse. Das betreffe auch Gesetze zur Restitution
und Ent-Nationalisierung, das Gesetz zu den religiösen Feiertagen oder Gesetze zur
Sozial- und Pensionsversicherung für Angestellte in religiösen Institutionen.