In der Debatte um das deutsche Kirchenfinanzsystem hat die Deutsche Bischofkonferenz
die bestehenden Strukturen verteidigt. Er sehe weder das Staat-Kirche-Verhältnis noch
die Kirchensteuer in ihrer bisherigen Form bedroht, sagte der Konferenzvorsitzende,
Erzbischof Robert Zollitsch, der „Welt“ in der Dienstagsausgabe. „Wenn von politischer
Seite hier und da Kritik geübt wird, ist das ja eine Minderheit“, so Zollitsch. Die
Mehrheit der Bevölkerung wisse „sehr wohl um die vielen Dienste und Aufgaben, die
wir als Kirche zum Wohl der gesamten Gesellschaft übernehmen“. Genau dafür seien Kirchensteuer
und die sogenannten Dotationen gedacht. In Deutschland haben die Kirchen das von der
Verfassung gesicherte Recht, von ihren Mitgliedern Kirchensteuern zu erheben. Die
Steuer ist die wichtigste Finanzquelle zur Wahrnehmung kirchlicher Aufgaben in Seelsorge,
Bildung und Sozialwesen. Sie wird aus Kostengründen vom Staat eingezogen; er erhält
für diesen Dienst zwei bis vier Prozent des Aufkommens. Die Dotationen hingegen haben
als Finanzleistungen des Staates teilweise historische Wurzeln. Kritiker der Kirchensteuer
wie der emeritierte Freiburger Kirchenrechtler Hartmut Zapp stoßen sich unterdessen
an der in Deutschland praktizierten Verknüpfung von Kirchensteuererhebung und Kirchenaustritt.
Der Vatikan habe bereits 2006 klargestellt, dass ein vor staatlicher Stelle erklärter
Austritt nicht für eine Exkommunikation, also die Aberkennung aller kirchlichen Rechte,
ausreiche. Auf die Frage der „Welt“, ob dieser Dissens mit dem Vatikan auszuräumen
sei, antwortete Zollitsch: „Wir sind zu diesem Thema im Gespräch mit Rom, und ich
bin zuversichtlich, dass wir eine allseits tragfähige Vorgehensweise finden werden.“
Zugleich wies er Auffassungen zurück, die die Kirchensteuer als moderne Form des Ablasshandels
bezeichnen. Das sei „völliger Unsinn“, so der Konferenzvorsitzende. Bei der Kirchensteuer
handele es sich vielmehr um ein Mittel der Selbstfinanzierung der Kirche durch ihre
Mitglieder entsprechend deren Einkommen. Der Steuereinzug durch die staatlichen Finanzämter
werde zudem von den Kirchen bezahlt und sei kein Geschenk.