Konflikt um Leugnung des Armenier-Völkermordes: Türkischer Botschafter verlässt Frankreich
Nachdem Frankreich die Leugnung des von türkischen Stabsstellen 1915-17 geplanten
Völkermords an den christlichen Armeniern unter Strafe gestellt hat, wird von Diaspora-Armeniern
in Europa und Amerika ein ähnlicher Parlamentsbeschluss in weiteren EU-Staaten und
in den USA gefordert. Unter anderem fordert der Zentralrat der Armenier in Deutschland
ein ähnliches Gesetz vom Bundestag. Das Parlament in Berlin müsse den vom Osmanischen
Reich verübten Völkermord von 1915 anerkennen und damit die Möglichkeit schaffen,
die Leugnung der Verbrechen strafrechtlich zu verfolgen, forderte der Rat am Donnerstagabend
in Frankfurt. Meinungsfreiheit ende da, wo Fakten geleugnet und die Würde von Toten
und die Ehre von Überlebenden verletzt würden. Bei Massakern und Todesmärschen zwischen
1915 und 1917 waren im damaligen Osmanischen Reich mehrere Hunderttausend Armenier
umgekommen. Die Türkei weist den Vorwurf eines Völkermordes zurück. Heute leben rund
60.000 Armenier in der Türkei. Vor der Abstimmung hatte die Türkei Frankreich mit
Sanktionen gedroht, sollten die Abgeordneten das Gesetz verabschieden.
Geteilte
Reaktionen aus Armenien und der Türkei Die Republik Armenien dankte Frankreich
offiziell für das Gesetz. Der französische Staat habe damit bewiesen, dass die Menschenrechte
die höchsten Werte überhaupt seien, sagte der armenische Außenminister Eduard Nalbandian
am Donnerstag in Jerewan. Als erste Maßnahme gegen Frankreich verließ am Freitag der
türkische Botschafter in Paris, Tahsin Burcuoglu, seinen Botschafterposten auf unbestimmte
Zeit. Ankara suspendierte außerdem die militärische Kooperation mit Frankreich und
schränkte die wirtschaftlichen Beziehungen ein. Der türkische Premier Recep Tayyip
Erdogan verfügte auch die Aussetzung bilateraler Besuche. Die Entscheidung des Parlaments
in Paris habe dem türkisch-französischen Verhältnis „sehr schwere und irreparable
Wunden“ zugefügt, sagte der Regierungschef in Ankara.