2011-12-23 09:43:17

Jahresrückblick: Kardinal Marx warnt vor Rechtspopulismus


Der Erzbischof von München ist besorgt über den drohenden Rückfall in nationalistisches Gerede. Bei seinem Jahresrückblick vor Journalisten sagte Kardinal Reinhard Marx, dass populistische Äußerungen ihm zunehmend Sorge bereiteten. Es gebe eine Radikalisierung, die zeige, dass unser Niveau von Zivilisation prekär sein. Es gelte, die Balance eines gemeinsamen Wertefundamentes zu finden, ohne in einen Staat oder auch eine Kirche abzugleiten, der vorschreibe, was man zu denken habe.

„Es geht nur der Weg der Bildung und – wie es der Papst im Bundestag genannt hat – den Weg des Vertrauens in die Vernunft des Menschen, dass er das Gute vom Bösen unterscheiden kann. Man muss aber auch die Vorstufen sehen, die vielleicht nicht so leicht zu erkennen sind, zum Beispiel das Spiel mit einer Renationalisierung von Ideen und die Sprache der rechts- und manchmal auch linksgedrehten Pololismen.
Wir als Kirche wollen eine universale Botschaft, für uns gibt es keine Ausländer, sonder nur Menschen. ‚Wir und die anderen’: Wer so redet, ist schon auf dem falschen Dampfer“.

Wenn die Krise in Europa größer werde, könne er sich durchaus einen Rückfall in den Nationalismus vorstellen, so Marx. Er ist Vorsitzende der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen in der Deutschen Bischofskonferenz. Der Münchner Erzbischof wies bei seiner Jahresbilanz zudem den Vorwurf zurück, das Schicksal der mehr als 6.000 Beschäftigten des „Weltbild“-Verlags bei dem anstehenden Verkauf der Verlagsgruppe interessiere ihn nicht.

„Ich bin fest entschlossen und willens, die Verantwortung wahrzunehmen. Mir ist das nicht gleichgültig. Das ist eine ganz wichtige Verpflichtung, die wir haben und ich bin fest entschlossen, diese Verantwortung nicht abzuschieben. Das will ich den Mitarbeitern ausdrücklich vor Weihnachten noch sagen.“

Innerkirchlich bewege ihn besonders die Frage nach der „wahren Reform“, sagte Marx im Presseclub.

„Die einen sagen, die Kirche sei erst dann richtig Kirche, wenn sie bei allem bleibt, was sie immer gesagt hat. Die anderen meinen, die Kirche solle ich anpassen. Wichtiger ist, dass wir uns innerhalb der Kirche in einer Atmosphäre der Geschwisterlichkeit und Offenheit konzentrieren auf das, was uns Gott in dieser Stunde sagen will. Unser Auftrag ist ja nicht, zu überleben, sondern davon Zeugnis abzulegen, was uns geschenkt wurde. Das muss in die Mitte kommen, nicht die Kirche darf im Mittelpunkt stehen. Dass wir uns im Institutionellen und in der Frage, wie wir uns wie wir heute sagen in einer modernen Gesellschaft aufstellen, auch immer wieder ändern müssen, das ist für mich unbestritten.“

(muenchner kirchenradio 23.12.2011 mg)







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