Er war ein „Freund
und Mithäftling“: Mit diesen Worten würdigt der Vorsitzende der tschechischen Bischofskonferenz
den verstorbenen Vaclav Havel. Der frühere Dissident und Autor, der zum Staatspräsidenten
aufstieg, ist am Sonntag in der Nähe von Trutnov gestorben; er war 75 Jahre alt. Der
Prager Erzbischof Dominik Duka dankte am Sonntag in einer Stellungnahme dem Verstorbenen
„für die Möglichkeit eines Lebens in Freiheit und für die Erneuerung des gesamtkirchlichen
Lebens“. Er glaube, so der Erzbischof, Havels Worte hätten darüber hinaus „im Geist
der Ökumene Gewicht für alle gehabt, die sich auf Jesus Christus berufen“.
Vaclav
Havel und der heutige böhmische Primas Duka waren im Jahr 1981 gleichzeitig im Gefängnis
von Bory in Pilsen inhaftiert. Zwar teilten sie keine gemeinsame Zelle, aber sie lernten
einander kennen, freundeten sich an und trafen sich nach Auskunft der Bischofskonferenz
„regelmäßig zu Gesprächen über gesellschaftliche, menschliche und religiöse Fragen“.
Darum fällt die Würdigung Havels durch den Erzbischof von Prag auch ziemlich persönlich
aus. Mit dessen Tod ende wohl „eine der schönsten Lebensetappen, deren untrennbarer
Bestandteil Vaclav und seine mutige Haltung geworden“ seien. Und weiter, kurz: „Danke,
Vaclav!“
Offizielles Gedenken Am Sonntagabend begab sich Erzbischof
Duka zum Veitsdom, um eigenhändig um 18 Uhr die Domglocke zu läuten, woraufhin dann
die Glocken aller Kirchen und Kapellen im ganzen Land erklangen. An diesem Montag
hat sich Erzbischof Duka zusammen mit Staatspräsident Vaclav Klaus, Senatspräsident
Milan Stech und der Präsidentin des Abgeordnetenhauses Miroslava Nemcova in der Prager
Burg in eines der Kondolenzbücher eingetragen.
Duka erinnerte in seiner Stellungnahme
auch an sein letztes Gespräch mit Havel bei der Vorbereitung einer Fernsehsendung
für den Neujahrstag 2012. Dabei hätten sie über Visionen für die Zukunft gesprochen.
Jetzt sei „zum Ende des Advents jener zu ihm - Havel - gekommen, über den wir zusammen
so viel geredet haben“. Die am 11. November aufgenommene Sendung soll jetzt am Begräbnistag
Havels ausgestrahlt werden.
Ein Sucher nach Freiheit, Wahrheit, Schönheit Auch
der Metropolit der mährischen Kirchenprovinz, der Olmützer Erzbischof Jan Graubner,
hat in einer Erklärung Vaclav Havels gedacht. Verschiedene persönliche Begegnungen
hätten in ihm den „Eindruck eines mutigen und liebenswürdigen Menschen hinterlassen,
der nicht für sich selbst lebte, sondern für die anderen, für das Gemeinwohl“. Deshalb
habe er „über die Fähigkeit verfügt, heranzuziehen und zu führen“. Der „unermüdliche
Sucher nach Freiheit, Wahrheit und Schönheit“ habe es verstanden, „in den wichtigsten
Augenblicken der neuzeitlichen Geschichte unseres Landes in vielen Menschen den Glauben
zu wecken, dass Wahrheit und Liebe siegen werden“, so Graubner.
(kap 19.12.2011
sk)
Vor ungefähr zehn Jahren hat Aldo Parmeggiani den damaligen tschechischen
Präsidenten Vaclav Havel ausführlich für Radio Vatikan zu seinem damaligen 65. Geburtstag
interviewt. In unserem Audio-Programm dokumentieren wir die Sendung Zum runden Geburtstag
in voller Länge.