Kuba/Vatikan: „Volksfrömmigkeit hat viel gerettet“
„Mit Zuneigung und
Respekt“ will Kuba im nächsten Frühjahr Papst Benedikt empfangen. Das hat Präsident
Raul Castro am Sonntag versichert. In Havanna empfing er den Reisemarschall des Papstes,
Alberto Gasbarri, um die Visite Benedikts vorzubereiten. Castro erklärte, er sei „froh“
über die offizielle Ankündigung der Reise durch den Papst am 12. Dezember. Das kubanische
Fernsehen sprach am Sonntag von „exzellenten Beziehungen zwischen Kuba und dem Heiligen
Stuhl“.
Am Treffen mit Castro nahm auch Kardinal Jaime Ortega von Havanna
teil. Er erinnerte im Interview mit uns an den historischen Besuch von Johannes Paul
II. auf Kuba im Januar 1998.
„Johannes Paul II. hat bei den Kubanern einen
tiefen Eindruck hinterlassen – in jedem Dorf. Die Früchte von damals und die Früchte
der großen Pilgerfahrt von Kubas Patronin wird Papst Benedikt bei seinem Besuch 2012
ernten. Wir erwarten uns vom Heiligen Vater eine Botschaft, die in die Tiefe geht:
Darauf versteht er sich ja.“
Die Patronin Kubas ist Unsere Liebe Frau von
Cobre: Ihre vor vierhundert Jahren unter wundersamen Umständen von Fischern im Meer
aufgefundene Statue ist in den letzten anderthalb Jahren über die Insel gereist, durch
die Pfarreien. Das sollte einen Neuaufbruch der Katholiken auf Kuba markieren.
„Das
ist die Art von Neuevangelisierung, wie der Papst sie sich wünscht. Der Pilgerweg
der Marienstatue von Cobre wurde an jedem Ort, durch den sie kam, von Korrespondenten
begleitet; wir haben eine intensive Internetarbeit drumherum gemacht. Als sie nach
Havanna kam, wurden die großen Straßen in die Stadt hinein komplett gesperrt; und
trotzdem habe ich keinen Autofahrer gesehen, der ein ärgerliches Gesicht gemacht hätte.
Im Gegenteil: Viele stiegen aus dem Auto aus, knieten sich auf den Asphalt und machten
mit ihren Handys Fotos vom Bild Mariens. Die Busse hupten als Zeichen des Respektes,
die Leute in ihrem Innern – viele von ihnen – machten ein Kreuzzeichen.“
Obwohl
die Säkularisierung auch Kuba natürlich nicht ausspare, gebe es dort doch eine tief
verwurzelte „Volksreligiösität“, beobachtet Kardinal Ortega.
„Eine manchmal
nicht gebildete, nicht evangelisierte Religiösität. Das liegt auch daran, dass wir
lange nicht über diese Möglichkeit zur öffentlichen Kommunikation des Christentums
verfügten, wie wir sie jetzt haben, vor allem seit dem Besuch von Johannes Paul II.
In der Zeit, als das Christentum sich in der Öffentlichkeit unsichtbar machen musste,
hat die Volksreligiösität viel bewahrt: Über die Großeltern, über Volkstraditionen.
Manchmal gab es Entstellungen und Irrwege, aber der Glaube ist doch erhalten geblieben.“
Einzelheiten
der Planungen für den Papstbesuch auf Kuba sind noch nicht bekannt.