2011-12-18 12:23:56

Aktenzeichen: Carl Lampert – Selig, die um meinetwillen verfolgt werden


RealAudioMP3 „Wüsste ich nicht, dass es in unserer Zeit um mehr als ein persönliches Schicksal geht, so müßte ich verzweifeln ob all dem allseitigen Zusammenbruch, in den ich ‘hineingetappt’ bin, fast zwangsläufig, und glauben, Gott wolle meinen Untergang !
Das Schwerste ist mir, dass so viele meinetwegen im Leid sein müssen, und ich wollte im Leben den Menschen doch nur Freude bereiten! Es ist im Leben solch harter Zeiten verhängnisvoll, mehr dem Herzen als dem Verstand zu folgen”
(Notschrei Dr. Carl Lamperts vor seiner Hinrichtung am 10. April 1944)

Wir blenden zurück: am 13. November 2011, dem Tag der Seligsprechung des Märtyrerpriesters Carl Lambert hat Papst Benedikt XVI. an die Glaubensstärke und den Mut des österreichischen Geistlichen erinnert. Lampert wurde am 13. November 1944 in Halle an der Saale von den Nationalsozialisten hingerichtet. Er war 50 Jahre alt. Den Pilgern sagte der Papst nach dem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz:

„Besonders verbinde ich mich mit den Gläubigen, die heute Nachmittag an der Seligsprechung des Märtyrerpriesters Carl Lampert in Dornbirn teilnehmen. In der dunklen Zeit des Nationalsozialismus ist an ihm das Wort des heiligen Paulus deutlich geworden: ,Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis' (1 Thess 5,5). In einem Verhör, das ihm die Freiheit in Aussicht stellte, konnte er voll Überzeugung bekennen: ,Ich liebe meine Kirche. Ich bleibe meiner Kirche treu und auch dem Priesteramt. Ich stehe für Christus und liebe seine Kirche.' Vertrauen wir uns der Fürsprache des neuen Seligen an, damit wir wie er einmal ganz teilnehmen dürfen an der Freude seines Herrn.“

Genau 67 Jahre nach seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten sprach die katholische Kirche am 13. November dieses Jahres Carl Lampert selig. In Vertretung von Papst Benedikt XVI. leitete der Präfekt der vatikanischen Selig-und Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, die Feier in der Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn. Im Gedenken an den neuen Seligen läuteten die Kirchenglocken in ganz Vorarlberg und an seinem Todesort im deutschen Halle an der Saale 15 Minuten lang. Wer war Dr. Carl Lampert?

Er war der ranghöchste Priester Österreichs, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde. 1894 in Göfis in Vorarlberg geboren, studierte er in Brixen und wurde dort von Bischof Franz Egger zum Priester geweiht. Nach 12 Jahren als Kaplan in Dornbirn ging Lampert 1930 zum Kirchenrechtsstudium nach Rom. Er wohnte im Kolleg der ‚Anima’. Er war neben seinem Studium an der Gregoriana, das er als Rota-Advocatus abschloss, auch als Sekretär des römischen Büros der deutschen und österreichischen Diözesen tätig. 1935 übernahm Lampert den Aufbau des kirchlichen Gerichts in der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch, bevor er als Stellvertreter von Bischof Paulus Rusch zum Innsbrucker Provikar ernannt wurde.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten sah sich auch die Kirche in Tirol und Vorarlberg repressiven Maßnahmen ausgesetzt. Provikar Lampert protestierte bei der Gestapo, wenn Priester und Ordensleute drangsaliert und eingesperrt wurden.

Entscheidend für das Schicksal Dr. Lamperts war schließlich sein Eintreten für Otto Neururer. Der 1996 seliggesprochene Pfarrer von Götzens wurde 1940 im Konzentrationslager Buchenwald – unter grausamsten Folterungen und an den Füßen aufgehängt – ermordet. Weil ihn die Nationalsozialisten jetzt als ‚gefährlichsten Mann innerhalb des Klerus’ identifiziert hatten, begann für Provikar Lampert im Juli 1940 das Martyrium. Er verbrachte ein Jahr in den beiden Konzentrationslagern Dachau und Sachsenhausen-Oranienburg sowie in drei Gefängnissen von Gestapo und Wehrmacht. Danach wurde er nach Stettin an der Ostsee verbannt. Durch einen Spitzel wurde der Provikar in eine angebliche Spionage Affäre verwickelt, verhaftet, schwer misshandelt. Zum Tode verurteilt und in Halle an der Saale enthauptet. Vier Jahre nach seiner Hinrichtung wurde seine Urne nach Vorarlberg gebracht, sie ist heute in der Pfarrkirche seines Heimatortes Göfis beigesetzt.

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheurer, der beim Seligsprechungs -Gottesdienst die Predigt hielt, bezeichntete Carl Lampert als einen Mann von Recht und Gerechtigkeit und zugleich als einen zutiefst gläubigen Menschen.

„’Lampert ist Anwalt der Schwachen und Opfer gewesen wie auch des öffentlichen Rechts und der Rechtsstellung der Kirche. Auch heute müssen sich die Christen der Frage stellen: wie bringen wir unsere Stimme zur Geltung für Kleine und Schwache, für das Leben, für Gerechtigkeit und Menschenwürde”.

Der Feldkircher Bischof Elmar Fischer hofft, dass von der Seligsprechung vor allem auch Impulse für junge Menschen ausgehen.

„Lampert hat vorgelebt, was einen echten christlichen Menschen ausmacht, der nicht unreflektiert im Zeitgeist lebt, sondern sich seine eigenen Gedanken macht und bis zum äußersten Widerstand bereit ist, wenn nötig”.

Je mehr er sich mit der Person von Carl Lambert beschäftigt habe, desto faszinierender sei sie für ihn geworden; Das betonte der St. Pöltner Bischof Klaus Küng, der den Seligsprechungsprozess vor 13 Jahren eingeleitet hat. Beeindruckt zeigte sich Küng vor allem von den Briefen Lamperts, die dieser unmittelbar vor seinem Tod geschrieben hatte.

„Dies sind ein bewegendes Zeugnis des Glaubens, ein Zeugnis, das auch in unserer Zeit große Aktualität hat”.

Wir schließen diese Sendung, verehrte Hörerinnen und Hörer, mit dem ergreifenden Abschieds - Brief, den Dr. Carl Lambert wenige Stunden vor dem Märtyrertod – an seinen Bruder Julius Lampert aus seiner Todeszelle in Halle geschrieben hat.




Lieber, lieber guter Bruder!

Nun ist die Stunde gekommen, - die „so schmerzliche“ für Dich und alle meine Lieben, die „erlösende“ für mich!
Der Kreuzweg geht nun zur letzten Station.
„Tenebrae factae sunt – sed dies albescit – in Te Domine speravi, alleluja – so hoffe ich, wird es nun kommen.

Nun sage ich mein letztes Lebewohl Dir, mein bester Julius, Du warst mir ein guter treuer Bruder, es tut mir so weh, dass ich Dir diesen Schmerz bereiten muss.

Gott segne und schütze Dich und Deine ganze mir so liebe Familie, Anna, Rosina, Karl, Josefina, Julius, Theodor, Luzia, Kurt und Adelheid, ebenso Lena, Xaver und die Seinen, von Herzen umarme und segne ich Dich und alle;

Vergelt’s Gott für alle Liebe, Sorge und Last und Wiedersehen im himmlischen Vaterhaus.
Ich bin nun recht arm, kann dir nichts mehr schenken, als meine treue Bruderliebe und Sorge über das Grab hinaus, denn die Liebe stirbt nicht, und ich trage sie zum Quell der Liebe, zu Gott, und dort wird sie nur noch inniger, reiner, fester und hilfreicher – und dann erst recht! Julius, erst recht selig und froh!

Sei nicht traurig – es ist ja nur Übergang – und ich darf nun vor Dir zum Vater im Himmel, zum lieben Jesus, zur lieben Mutter Gottes, zu all unseren lieben Angehörigen, Freunden und Nachbarn.

Grüß mir zum letzten Mal meinen lieben Osky und die ganze Pfarrgemeinde, ich werden niemanden vergessen – allen, allen Helfern mein innigstes Vergeltsgott!

Oh, wie bin ich froh, dass endlich ein Ende kommt von all dem harten Leid - - und nun geht’s heim – und bleibe doch bei Euch. Lebt wohl, wohl, wohl! Auf Wiedersehen!
Von Herzen grüßt Dich für immer Dein Carl!
Wie viel möchte ich noch schreiben.

(rv 18.12.2011 ap)








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