Mit Scham und Schmerz reagieren die Bischöfe und Ordensoberen auf den Abschlußbericht
über kirchliche Missbrauchsfälle. In ihrer Erklärung sprechen sie von der Schuld der
Täter, aber auch der kirchlichen Vorgesetzten, die sich im Umgang mit solchen Fällen
nicht zuallererst von der Sorge für die Opfer leiten ließen. Jetzt wollen sie für
Entschädigungen und andere Hilfen für die Opfer sorgen. Der Bericht der unabhängigen
Untersuchungskommission über die Jahre 1945 bis 2010 stellt fest, mehrere zehntausend
Minderjährige seien an kirchlichen Einrichtungen der Niederlande Opfer von sexuellen
Übergriffen geworden. Das Ausmaß dieser Übergriffe sei zwar „prozentual betrachtet
relativ gering, aber an den absoluten Zahlen gemessen ein großes Problem“. Hinsichtlich
des Ausmaßes sexueller Übergriffe unterschieden sich katholische Schulen und Internate
nicht signifikant von Einrichtungen in anderer Trägerschaft. In der Kirche selbst
konnte die Kommission anhand von Akten und Opferberichten etwa 800 Personen identifizieren,
die sich in den letzten 65 Jahren an Minderjährigen vergriffen haben. Etwa 700 von
ihnen sind verstorben.
Reaktion Der frühere Erzbischof von
Utrecht, Kardinal Adrianus Johannes Simonis, anerkennt in einer Stellungnahme, „dass
aus Sicht der Regierung auch unter meiner Verantwortung auf einige Fälle nicht adäquat
reagiert worden ist“. Das erfülle ihn „mit großer Bitterkeit“. Kardinal Simonis bezieht
sich auch auf ein Interview vom März letzten Jahres; darin hatte er auf die Frage,
ob die niederländischen Bischöfe von Missbrauchsfällen an kirchlichen Einrichtungen
wüßten, mit Nein geantwortet. Der Untersuchungsbericht belegt hingegen, dass in der
Bischofskonferenz durchaus über einige Fälle gesprochen worden war, allerdings noch
vor der Bischofsernennung von Simonis.