Papstbotschaft zum Weltfriedenstag: „Das faszinierendste und schwierigste Abenteuer
des Lebens“
Die jungen Menschen
zur Gerechtigkeit und zum Frieden erziehen: Unter diesem Titel steht die Botschaft
des Papstes zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2012. Sie wurde an diesem Freitag im
Vatikan vorgestellt.
Im vergangenen Jahr sei die Frustration über die Gesellschaft
gestiegen, die Krise in Arbeits- und Finanzwelt habe aber nicht nur wirtschaftliche,
sie habe auch kulturelle Wurzeln. Gerade die Jugend mit ihrem Enthusiasmus könne hier
der Welt neue Hoffnung geben, so der Papst. „Die Sorgen, die von vielen Jugendlichen
in der letzten Zeit in ganz verschiedenen Regionen der Welt bekundet wurden, drücken
das Verlangen aus, mit Zuversicht in die Zukunft blicken zu können.“ Die Kirche vertraue
der Jugend und ermutige sie, die Wahrheit zu suchen.
Erziehung sei eine Aufgage
der ganzen Gesellschaft, so Benedikt XVI. Der Papst wendet sich in der Botschaft zuerst
an die für die Erziehung Verantwortlichen. Die Erziehung sei „das faszinierendste
und schwierigste Abenteuer des Lebens“. Erziehen bedeute, einen Menschen über sich
selbst hinauszuführen, um ihn in die Wirklichkeit einzuführen, in eine Fülle, die
ihn wachsen lasse. Dazu brauche es die Begegnung der Offenheit des Schülers mit der
Bereitschaft des Erziehers, „sich zu verschenken.“ „Daher sind vor allem authentische
Zeugen notwendig und nicht bloße Austeiler von Regeln und Informationen.“ Zeugen lebten
einen Weg vor.
Es brauche für die Erziehung auch gute Familien, vor allem in
einer Zeit, in der die Familien selbst ständig bedroht und durch „Arbeitsbedingungen,
die oft kaum mit der familiären Verantwortung in Übereinstimmung gebracht werden können,
Sorgen um die Zukunft, frenetische Lebensrhythmen, Migrationen auf der Suche nach
einem angemessenen Unterhalt, wenn nicht nach dem bloßen Überleben“ nicht selten zerbrochen
und aufgesplittert seien. Dazu brauche es Institutionen, die den Jugendlichen helfen,
ihre jeweilige Berufung zu entdecken. Und es brauche politisch Verantwortliche, die
für den Schutz der Familie eintreten. Auch die Medien ruft der Papst dazu auf, ihren
Beitrag zur Erziehung zu leisten. Letztlich sei es aber auch eine Aufgabe der Jugendlichen
selbst, sie „müssen den Mut haben, zuallererst selber das zu leben, was sie von ihrer
Umgebung fordern“.
Es gehe darum, den jungen Menschen die Wertschätzung für
die positive Bedeutung des Lebens zu vermitteln, indem man in ihnen den Wunsch wecke,
es für den Dienst am Guten einzusetzen. Das sei eine Aufgabe, in der alle persönlich
gefordert seien, so der Papst.
Papst Benedikt geht auch auf die Inhalte der
Erziehung ein, es müsse um die ganzheitliche Bildung des Menschen, „einschließlich
der moralischen und spirituellen Dimension des Seins“.
Man dürfe niemals vergessen,
dass „die echte Entwicklung des Menschen einheitlich die Gesamtheit der Person in
all ihren Dimensionen betrifft“. Man dürfe nicht den Menschen einzelnen sozialen oder
ökonomischen Gütern opfern. Diese echte Entwicklung entdecke man in der Beziehung
zu Gott. Dem stehe in der Erziehungsarbeit das massive Auftreten „jenes Relativismus
(entgegen), der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene
Ich mit seinen Gelüsten gelten lässt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden
zu einem Gefängnis wird“. Er trenne die Menschen voneinander und verschließe jeden
im eigenen „ich“, so der Papst.
Zur Gerechtigkeit erziehen Gerechtigkeit
dürfe nicht der Nützlichkeit geopfert werden und deswegen nicht von den Menschen übersteigenden
Wurzeln getrennt werden. Gerechtigkeit werde nicht vom Menschen wie in einem Vertrag
gemacht, sondern entspringt der tiefen Identität des Menschen, der Liebe und der Solidarität.
Zum
Frieden erziehen Auch der Friede sei keine rein menschliche Tat, nicht
bloß Abwesenheit von Krieg, fährt der Papst fort. „Friede auf Erden herrscht nur dann,
wenn die persönlichen Güter gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren
können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Brüderlichkeit unter
den Menschen gepflegt wird“. Der Friede sei die Frucht der Gerechtigkeit und die Wirkung
der Liebe. Er sei damit vor allem ein Geschenk Gottes.
Die Augen zu Gott
erheben Abschließend fordert der Papst die jungen Menschen auf, sich nicht
von Entmutigung überwältigen zu lassen oder falschen Lösungen hinzugeben. „Lebt eure
Jugend und die tiefe Sehnsucht nach Glück, Wahrheit, Schönheit und echter Liebe, die
ihr verspürt, mit Zuversicht!“ „Ihr seid nie allein. Die Kirche vertraut euch, sie
begleitet euch, ermutigt euch und möchte euch das wertvollste anbieten, was sie hat:
die Möglichkeit, die Augen zu Gott zu erheben, Jesus Christus zu begegnen, dem, der
die Gerechtigkeit und der Friede selber ist.“