Papstbesuch im Gefängnis: „Wichtige Geste auch für die Politik“
Papst Benedikt XVI.
besucht am vierten Adventssonntag den neuen Komplex der römischen Haftanstalt Rebibbia.
In der Gefängniskapelle trifft er Gefängnisinsassen und beantwortet deren Fragen.
Im Anschluss segnet er einen Baum vor der Kirche. Die Insassen der Haftanstalt, die
eine der größten und bestbewachten ganz Italiens ist, stecken mitten in den Vorbereitungen.
Mit
seinen Gefängnisbesuchen knüpft Papst Benedikt XVI. an eine Tradition seiner Vorgänger
an. Im Gedächtnis blieb der Öffentlichkeit vor allem die Begegnung Papst Johannes
Pauls II. mit seinem eigenen Attentäter Alì Agca am 27. Dezember 1983 im römischen
Gefängnis Rebibbia – eben jener Haftanstalt, die Papst Benedikt XVI. jetzt besuchen
will. Die Zustände in italienischen Gefängnissen stehen seit Jahren in der Kritik,
vor allem Überfüllung ist ein großes Problem. Im neuen Komplex des Rebbibia-Gefängnissen
sitzen allein 1.740 Häftlinge ein. Gefängnisseelsorger Pier Sandro Spriano hält es
für möglich, dass der Papstbesuch die Politik in dieser Hinsicht wachrütteln kann:
„In
einer Zeit, in der die Gefängnis-Insassen von den Institutionen praktisch verstoßen
werden – wegen anderer Probleme, die wichtiger sind, und weil es keine Ressourcen
gibt – hat dieser Besuch aus meiner Sicht und aus Sicht der Gefängnisinsassen eine
extrem große Bedeutung! Die Kirche und der Papst als ihr wichtigster Exponent kommen
hierhin und sagen: ,Wir sind bei euch‘, das ist wichtig. Das kann auch vorausweisend
als überzeugende Geste an die Politiker verstanden werden, damit sie etwas gegen diese
unglaubliche Überfüllung der Gefängnisse tun, die die Würde aller herabsetzt. Das
wünschen wir uns – aber in erster Linie ist das natürlich ein Pastoralbesuch, der
die Nähe der Kirche demonstriert.“
Benedikt XVI. war 2007 schon einmal
in einem römischen Gefängnis zu Besuch, und zwar in der Jugendhaftanstalt „Casal
del Marmo“, in der viele junge Rumänen wegen Diebstahl-Delikten einsitzen. Dort feierte
er eine Messe und rief zur Umkehr auf. Nach dem historischen Besuch von Johannes Paul
II. machte im Mai 2010 im Rebibbia-Gefängnis das Kreuz der Weltjugendtage halt. Vor
dem Kreuz formulierten die Insassen Fürbitten und konnten beichten. Wie bereiten sich
die Inhaftierten auf den kommenden Besuch von Papst Benedikt vor? Der Priester Spriano
wörtlich:
„Das Gefängnisleben ist ziemlich geschäftig, da hat man wenig
Zeit für Vorbereitungen. Aber in diesem Fall haben wir schon viele Fragen der Insassen
gesammelt. Aus denen werden dann einige Fragen ausgewählt, die dann für das Treffen
mit dem Papst bestimmt sind. Viele Gefangene haben Fragen, die voller Spiritualität
sind – anders als man vielleicht ,draußen‘ meinen könnte. Weiter gibt es viele Insassen,
die das Gefängnis reinigen und mit Blumen dekorieren, so dass ein würdiges Ambiente
entsteht. So wie Jesus zu Weihnachten kommt, so kommt der Papst zu uns!“
Der
neue Komplex des römischen Gefängnisses Rebibbia ist nur einer von vier Teilen der
Haftanstalt. Papst Johannes Paul II. besuchte denselben Komplex, den Papst Benedikt
XVI. am Sonntag besucht.