2011-12-16 09:50:46

D: Süßer die Kassen nie klingeln


RealAudioMP3 „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ – ein seit Wochen diskutierter Werbespruch. Der Deutsche Werberat beanstandet ihn aber nicht, wie der Sprecher des Selbskontrollorgans der Werbewirtschaft, Volker Nickel, am Donnerstag in Berlin bekannt gab.

Kritik an dem Slogan hatten vor allem die Kirchen geäußert. So forderte etwa der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick die Elektrohandelskette Media-Markt auf, die Kampagne zu stoppen. Der Slogan sei für Christen und viele andere Menschen inakzeptabel, lautete seine Begründung. Diese Werbung polarisiert.

„Wenn Sie im Internet recherchieren, dann werden Sie Leute finden, die diesen Spruch furchtbar schlimm finden, andere halten das für genial“, sagt der Werbeexperte Robert Bidmon dem Münchner Kirchenradio. Er deutet die Polemik aus der Sicht einer bis zum äußersten entchristlichten Gesellschaft - und dazu passe der Spruch eben.

„Und noch ein Punkt, der die Kirchen vielleicht etwas ärgern wird: Ich denke, dass dadurch, dass der Spruch polarisiert, die noch einmal zusätzlich Werbung bekommen. Ich denke, dass die Tatsache, dass dieser Spruch von Bischöfen und andern Leuten negativ empfunden wird, was ich durchaus verstehen kann, dieser Spruch zusätzlich in der Presse ist.“

Ob es religiösen Menschen passt oder nicht - Bidmon sieht den Streit um die Deutungshoheit des Weihnachtsfestes schon weitgehend entschieden:

„Meine persönliche Meinung ist, dass Weihnachten ein Konsumfest ist. Das müssen wir einfach feststellen. Der Einzelhandel meldet, ob er wieder Rekorde hat und so weiter. Für viele Leute ist es ein Schenken-und- Beschenkt-Werden-Fest. Süßer die Kassen nie klingeln. Das ist der gesellschaftliche Hintergrund.“

Man müsse schon um die Ecke denken, um den wahren Sinn des Festes heute noch entdecken zu können. Und diesen Konsumcharakter habe Media-Markt sich werbetechnisch sehr gut zu nutze gemacht, sagt der Werbefachmann.

„Sehr große Zielgruppen werden dadurch angesprochen. Dieser Spruch gibt sehr gut, und vielleicht sogar zu pointiert für manche wieder, was denn Weihnachten ist. Und wenn Sie sich die Studien anschauen: Leute haben vor, mehr Geld als sonst auszugeben, manche verschulden sich sogar über Weihnachten. Die Menschen wollen möglichst günstig irgend ein Geschenk haben, es sollte teuer aussehen, aber günstig erworben sein. Ich denke, die haben das sehr gut getroffen.“

Gegenaktion via Social Media
Richtiggehend über diese Werbung geärgert hat sich Melanie Zink von der Katholischen Landjugendbewegung in Bayern. Mit ihrer Aktion im sozialen Netzwerk „facebook“ wollte sie das Fest ins rechte Licht rücken und erstellte die Veranstaltung „Weihnachten wird in der Krippe entschieden“. Unter Veranstaltungen bei Facebook versteht man Eintragungen, die offen sind und an denen sich alle Interessierten beteiligen können.

Mittlerweile sind über 30.000 Teilnehmer an der Online-Aktion, berichtet Zink dem Kirchenradio. Und auch auf der Pinwand, also der Seite, auf der jeder öffentlich schreiben und kommentieren kann, sei „mächtig was los“:

„Da gibt es die unterschiedlichsten Reaktionen. Einige sagen einfach ‚super, find ich toll’, andere beschreiben, wie sie selber persönlich Weihnachten feiern. Wieder andere kommen in ganz theologische Diskussionen zum Beispiel um die Frage, ob Weihnachten denn jetzt schon entschieden ist und im Herzen immer neu entschieden wird oder ob das vor 2.000 Jahren entschieden wurde. Dann gibt es natürlich auch viele, die das Ganze sehr kritisch sehen. Und ich finde es auch sehr wichtig, dass da so eine ganz große Diskussion draus geworden ist und Leute auch ihre kritischen Anfragen bringen. Auf diese Weise werden ganz viele sensibilisiert dafür, was Weihnachten wirklich bedeutet und man kommt da in ein vertieftes Gespräch darüber, das auch in der Öffentlichkeit stattfindet. Das ist schon eine tolle Sache.“

(Kirchenradio 16.12.2011 ord)








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