„Weihnachten wird
unterm Baum entschieden“ – ein seit Wochen diskutierter Werbespruch. Der Deutsche
Werberat beanstandet ihn aber nicht, wie der Sprecher des Selbskontrollorgans der
Werbewirtschaft, Volker Nickel, am Donnerstag in Berlin bekannt gab.
Kritik
an dem Slogan hatten vor allem die Kirchen geäußert. So forderte etwa der Bamberger
Erzbischof Ludwig Schick die Elektrohandelskette Media-Markt auf, die Kampagne zu
stoppen. Der Slogan sei für Christen und viele andere Menschen inakzeptabel, lautete
seine Begründung. Diese Werbung polarisiert.
„Wenn Sie im Internet recherchieren,
dann werden Sie Leute finden, die diesen Spruch furchtbar schlimm finden, andere halten
das für genial“, sagt der Werbeexperte Robert Bidmon dem Münchner Kirchenradio. Er
deutet die Polemik aus der Sicht einer bis zum äußersten entchristlichten Gesellschaft
- und dazu passe der Spruch eben.
„Und noch ein Punkt, der die Kirchen
vielleicht etwas ärgern wird: Ich denke, dass dadurch, dass der Spruch polarisiert,
die noch einmal zusätzlich Werbung bekommen. Ich denke, dass die Tatsache, dass dieser
Spruch von Bischöfen und andern Leuten negativ empfunden wird, was ich durchaus verstehen
kann, dieser Spruch zusätzlich in der Presse ist.“
Ob es religiösen Menschen
passt oder nicht - Bidmon sieht den Streit um die Deutungshoheit des Weihnachtsfestes
schon weitgehend entschieden:
„Meine persönliche Meinung ist, dass Weihnachten
ein Konsumfest ist. Das müssen wir einfach feststellen. Der Einzelhandel meldet, ob
er wieder Rekorde hat und so weiter. Für viele Leute ist es ein Schenken-und- Beschenkt-Werden-Fest.
Süßer die Kassen nie klingeln. Das ist der gesellschaftliche Hintergrund.“
Man
müsse schon um die Ecke denken, um den wahren Sinn des Festes heute noch entdecken
zu können. Und diesen Konsumcharakter habe Media-Markt sich werbetechnisch sehr gut
zu nutze gemacht, sagt der Werbefachmann.
„Sehr große Zielgruppen werden
dadurch angesprochen. Dieser Spruch gibt sehr gut, und vielleicht sogar zu pointiert
für manche wieder, was denn Weihnachten ist. Und wenn Sie sich die Studien anschauen:
Leute haben vor, mehr Geld als sonst auszugeben, manche verschulden sich sogar über
Weihnachten. Die Menschen wollen möglichst günstig irgend ein Geschenk haben, es sollte
teuer aussehen, aber günstig erworben sein. Ich denke, die haben das sehr gut getroffen.“
Gegenaktion
via Social Media Richtiggehend über diese Werbung geärgert hat sich Melanie
Zink von der Katholischen Landjugendbewegung in Bayern. Mit ihrer Aktion im sozialen
Netzwerk „facebook“ wollte sie das Fest ins rechte Licht rücken und erstellte die
Veranstaltung „Weihnachten wird in der Krippe entschieden“. Unter Veranstaltungen
bei Facebook versteht man Eintragungen, die offen sind und an denen sich alle Interessierten
beteiligen können.
Mittlerweile sind über 30.000 Teilnehmer an der Online-Aktion,
berichtet Zink dem Kirchenradio. Und auch auf der Pinwand, also der Seite, auf der
jeder öffentlich schreiben und kommentieren kann, sei „mächtig was los“:
„Da
gibt es die unterschiedlichsten Reaktionen. Einige sagen einfach ‚super, find ich
toll’, andere beschreiben, wie sie selber persönlich Weihnachten feiern. Wieder andere
kommen in ganz theologische Diskussionen zum Beispiel um die Frage, ob Weihnachten
denn jetzt schon entschieden ist und im Herzen immer neu entschieden wird oder ob
das vor 2.000 Jahren entschieden wurde. Dann gibt es natürlich auch viele, die das
Ganze sehr kritisch sehen. Und ich finde es auch sehr wichtig, dass da so eine ganz
große Diskussion draus geworden ist und Leute auch ihre kritischen Anfragen bringen.
Auf diese Weise werden ganz viele sensibilisiert dafür, was Weihnachten wirklich bedeutet
und man kommt da in ein vertieftes Gespräch darüber, das auch in der Öffentlichkeit
stattfindet. Das ist schon eine tolle Sache.“