2011-12-15 12:25:15

Petersplatz: Eine marianische Krippe


Die Krippe auf dem Petersplatz feiert ein Jubiläum: vor 30 Jahren wurde zum ersten Mal eine Darstellung der Geburt Jesu in Bethlehem unter den Fenstern des Papstes enthüllt – Johannes Paul II. war es, der diese Tradition im Vatikan heimisch machte. Jedes Jahr sieht die Krippe anders aus, wie, das bleibt ein Geheimnis bis zum Tag der Enthüllung am 24. Dezember. Architektin Barbara Bellano vom vatikanischen Governatorat lässt sich immerhin folgendes entlocken:

„Dieses Jahr haben wir die Krippe der Jungfrau Maria gewidmet, weil es das Jahr der Seligsprechung Johannes Pauls ist, der die Marienverehrung ja sogar in seinem Papstwappen „Totus Tuus“ trug. Und so haben wir in diesem Jahr für die Krippe Szenen aus den Evangelium ausgewählt, in denen Maria im Mittelpunkt steht.“

So gibt es neben der eigentlichen Szene im Stall von Bethlehem eine Verkündigung, eine Heimsuchung und sogar einen greisen Simeon. Die Krippenbauer erinnerten sich nämlich daran, dass das Büchlein zur Beerdigung von Johannes Paul damals von seinem Sterbetag als „Dies Natalis“, als Geburtstag im Himmel sprach. Tod und Geburt, für Christen bloß eine Frage des Standpunkts …. Deshalb zeigt die Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz in diesem Jahr auch den greisen Simeon, der im Tempel von Jerusalem zu Maria sagte, als die ihren Sohn dem Herrn zeigte, ein Schwert wird dein Herz durchbohren. Auch das Schwert ist Teil der Szene.

Kurz: Eine Krippe ist immer eine hoch symbolische Darstellung. Dabei wird deutlich, dass die Krippenbaukunst, wie sie am Vatikan betrieben wird, nicht bloß Handwerk ist. Die Vorarbeiten beginnen im September, sagt Barbara Bellano. Man setzt sich zusammen und liest die Evangelien, entwickelt Ideen, baut ein Modell, wählt die Figuren aus. Die wichtigsten Krippenfiguren sind immer dieselben.

„Neun von ihnen sind historische Statuen aus Pappmachee, überlebensgroß. Sie kommen von der Krippe in der römischen Kirche Sant Andrea della Valle und wurden 1842 vom Heiligen Vinzenz Pallotti angefertigt. Sie sind sehr wertvoll und gleichzeitig sehr fragil, während des Jahres lagern wir sie in einem speziell geschützten Raum. Dieses Jahr kommen zu diesen neun Figuren bloß noch die drei Engel dazu, die uns vor vier Jahren aus Mexiko geschenkt wurden und die für uns mittlerweile fest zur Krippe dazu gehören.“

Die erste Krippe auf dem Petersplatz, 1982, war noch recht bescheiden. Unter der Regie des Architekten, Malers und Bildhauers Umberto Mezzana wuchs sie jedes Jahr, er führte Styropor als Baumaterial ein und ließ Baugerüste verwenden. Seit 2004 ist Barbara Bellano für das Design der Krippe mit zuständig. Das ganze Jahr über, so erzählt sie, fotografiert sie alte Häuser und traditionelle geschnitzte Krippen, um sich zu inspirieren. Die Darstellung auf dem Petersplatz ist heute monumental: 300 Quadratmeter groß ist die Krippe, 25 Meter breit, sieben Meter hoch,

Wie jedes Jahr verschwand die Mitte des Petersplatzes mitsamt dem Obelisk gleich nach Allerheiligen hinter einer großen Plane. Keine monumentalen Werbeaufdrucke – einfach braune Jute. Dahinter ist des Hämmerns und Sägens kein Ende. Ein Team aus 25 Vatikan-Bediensteten, Tischler, Maler, Elektriker, Gärtner und Architekten arbeitet drei Monate im Jahr für nichts anderes als die Krippe auf dem Petersplatz. In den Nächten vor der Enthüllung testet das Team die Beleuchtung aus. Gleichzeitig nähen Schwestern in ihren Ordenshäusern die Kleider für die Figuren. In der Abenddämmerung des 24. Dezember dann: die feierliche Enthüllung durch den neuen Präsidenten des Governatorates, Kardinal Giuseppe Bertello.

„Das ist eine feierliche kleine Zeremonie, Kinderchöre, Weihnachtsmelodien, der Christbaum daneben leuchtet. Und der Papst zündet wenig später, um 18 Uhr, jedes Jahr oben in seinem Zimmer eine Kerze an und stellt sie ins Fenster. Gerade auch für uns, die wir seit Monaten an der Krippe arbeiten, ist das ein schöner Moment.“

(rv 12.12.2011 gs)








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