2011-12-14 14:49:48

Politikwissenschaftler: „Islamismus und Demokratie vertragen sich nicht“


RealAudioMP3 Sehr skeptisch zur politischen Entwicklung im Nahen Osten hat sich der deutsche Politikwissenschaftler Bassam Tibi geäußert. Bei einem Vortrag am Dienstagabend warnte er in Wien die westlichen Staaten davor, die Scharia in ihre jeweilige Politik einfließen zu lassen. Das wäre das Ende Europas, so Tibi.

„Die Muslimbrüder und die Organisation „Milli Görüs“ haben im Westen bereits gut ausgebildete Netzwerke und sind mit den gesetzlichen Gegebenheiten bestens vertraut. Mit Islamisten gibt es keinen Dialog. Islamismus und Demokratie vertragen sich nicht.“

Die Aufstände in der arabischen Welt seien anfangs nicht islamistisch geprägt gewesen. Es seien auch Kräfte am Werk gewesen, „die wirklich Demokratie und Freiheit wollten“. Doch, sehe es jetzt so aus, dass der Arabische Frühling „keine Demokratie“, und der folgende Scharia-Staat „nichts Positives hervorbringen“ werde. Der auf den Arabischen Frühling folgende Winter werde „sehr frostig“ werden.

„Es fehlen im Nahen Osten schlicht die geschichtlich gewachsenen Voraussetzungen für eine demokratische Gesellschaft. Demokratisches Bewusstsein bedeutet u.a., dass man bereit sein müsse, mit anderen die eigene Macht zu teilen und zugleich auch Minderheiten entsprechend zu schützen. Demokratie heißt nicht: Herrschaft der Mehrheit.“

Der Politikwissenschaftler syrischer Herkunft hatte erst vor wenigen Monaten eine ernüchternde Bilanz seines Bemühens gezogen, einen modernen europäischen Islam zu schaffen. Er habe für sein Anliegen Anhänger gefunden, und sie hätten voriges Jahr in Deutschland eine Bewegung gegründet: den Verband europäisch-demokratischer Muslime, sagte Tibi in einem Interview der „Kleinen Zeitung“:

„Aber ich muss offen sagen, dass Islamisten in Europa, auch hier bei Ihnen in Österreich, stärker sind als wir.“

(kap 14.12.2011 mg)







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