Die Deutsche Kinderhilfe hat die Einigung von Bund und Ländern auf ein neues Kinderschutzgesetz
kritisiert. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Mittwoch sprach
der Vorsitzende Georg Ehrmann von einem „beschämenden Kompromiss“. Das Kinderschutzgesetz
erschöpfe sich „in windelweichen Vorschriften, die den Schutz von Kindern vor Gewalt
und Missbrauch kaum verbessern“. So fehlten verbindliche Vorgaben zur Qualifikation
von Familienhebammen. Auch sei kein effektiver Informationsaustausch zwischen Hebammen,
Kinderärzten, Jugendämtern, Schulen und Polizei vorgesehen. „Zudem dürfen ehrenamtliche
Trainer und Betreuer weiter ohne Vorlage eines Führungszeugnisses mit Kindern arbeiten“,
kritisierte Ehrmann.
Missbrauchschutz für Behinderte „unzureichend“
„Besonders
beschämend“ sei es, dass „Behinderte mit dem neuen Gesetz zu Kindern zweiter Klasse
gemacht werden“. Der Schutz behinderter Kinder vor Gewalt und Missbrauch in Behindertenheimen
sei nach wie vor völlig unzureichend, beklagte Ehrmann. Er forderte den Vermittlungsausschuss
von Bundesrat und Bundestag auf, „den faulen Kompromiss von Union und SPD zu stoppen“.
Der Ausschuss entscheidet an diesem Mittwoch über das Gesetz. Am Freitag stimmt der
Bundesrat ab, wo der Entwurf im ersten Anlauf gescheitert war.