2011-12-13 15:11:30

Elfenbeinküste: Angst vor Gewalt sitzt noch in den Knochen


RealAudioMP3 Die Parlamentswahlen in Elfenbeinküste sind am vergangenen Sonntag im Großen und Ganzen ruhig verlaufen. Allerdings: Auch acht Monate nach Ende des blutigen Machtkampfes zwischen den Politikern Laurent Gbagbo und Alassane Outtara, bei dem zahlreiche Zivilisten ihr Leben verloren, kann von Normalität in Elfenbeinküste immer noch keine Rede sein. Für die brauche es vor allem Versöhnung, erinnert der italienischstämmige Don-Orione-Missionar Antonio Mussi im Interview mit Radio Vatikan. Er leitet eine Pfarrei in Bonoua, 55 Kilometer vom Regierungssitz Abidjan entfernt. Die Angst vor neuer Gewalt wie im Chaos der Präsidentschaftswahlen sitzt den Menschen auch bei diesen Wahlen noch in den Knochen, so der Missionar:

„Die Stimmung ist ziemlich angespannt. Die Leute sind am Sonntag nicht gerade in Scharen wählen gegangen, wohl aus verschiedenen Gründen: das soziale Klima ist nach den Präsidentschaftswahlen von 2010 immer schlechter geworden. Die Rede war zwar dann von Versöhnung, aber die hat noch nicht begonnen. Und die Menschen haben Angst, dass es wieder zu Unruhen, Bombenanschlägen und Morden kommt, wie es dieses Jahr um Ostern herum geschah.“

Die Gesundheitsversorgung und Ausbildung in Elfenbeinküste seien mangelhaft, viele Familien könnten sich Schulbücher und Essen schlichtweg nicht leisten. Der Lebensstandard der Menschen habe sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgesenkt, berichtet Don Mussi weiter, seit sechs Jahren hält er sich schon in Elfenbeinküste auf. Doch trotz bitterer Not brauche es zuallererst Versöhnung und Frieden – ohne die sei an einen gemeinsamen Neubeginn nicht zu denken:

„Zur Versöhnung braucht es Ehrlichkeit, und die fehlt. Man muss das Unrecht und das Töten auf der einen wie anderen Seite anerkennen, um dann Verantwortung zu übernehmen, auch wenn sie oft sehr schwerwiegend ist. Von dort muss man ausgehen, um neu aufzubauen. Ich denke, es fehlt dieses ,mea culpa‘ auf beiden Seiten und vor allem in aller Ehrlichkeit.“

Der Don Orione-Orden ist seit 40 Jahren in Elfenbeinküste tätig. Er setzt sich neben der Armutsbekämpfung und Pastoral unter anderem für behinderte Menschen und im Gesundheitsbereich ein.
(rv 13.12.2011 pr)









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