Südafrika: Klimagipfel mit „bedingtem Fortschritt"
Mit einem Kompromiss in letzter Minute ist in Durban der längste Klimagipfel aller
Zeiten zu Ende gegangen. Die 194 vertretenen Staaten wollen bis 2015 einen rechtlich
verbindlichen Klimavertrag erarbeiten, um so die Erderwärmung auf maximal zwei Grad
zu begrenzen. Das Abkommen soll bis 2020 in Kraft treten. Die EU und die UNO sprechen
von einer „historischen“ Konferenz, Umweltschützer sind dagegen enttäuscht. Dazwischen
liegen die ersten Stellungnahmen kirchlicher Einrichtungen.
Aus Sicht der
katholischen Jugendverbände Deutschlands sind der Fahrplan zu einem neuen globalen
Klimaschutzabkommen und die Einrichtung eines Klimafonds bloß erste Schritte. Diesen
müssen jetzt aber verbindliche Maßnahmen folgen, heißt es in einer Mitteilung des
Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). „Die deutsche Bundesregierung war
Vorreiterin bei den Verhandlungen in Durban. Dieser Rolle kann sie nur gerecht werden,
wenn sie jetzt Taten folgen lässt“, sagt BDKJ-Bundesvorsitzender Dirk Tänzler. Gerade
aus Sicht junger Menschen seien die Ergebnisse in Durban nicht ausreichend. „Die Zeit
rennt uns davon, mit Kompromissen können wir den Klimawandel nicht aufhalten.“
Die
Hilfswerke „Brot für die Welt“ und Evangelischer Entwicklungsdienst (EED) werten den
Ausgang des Klimagipfels als bedingten Fortschritt. Sie begrüßen die Einigung auf
einen Fahrplan, kritisieren jedoch, dass einige Länder die nötigen Klimaschutzmaßnahmen
zu lange hinauszögerten. Insbesondere die USA, Kanada und Russland, aber auch Schwellenländer
wie China und Indien hätten sich in Südafrika als Klima-Bremser erwiesen. Die evangelischen
Hilfswerke fordern neue Wege in der Klimapolitik, denn der UNFCCC-Prozess allein sei
offensichtlich nicht in der Lage, Lösungen zu finden, um die globale Erwärmung auf
zwei Grad zu begrenzen. Die in Durban demonstrierte Solidarität zwischen den armen
und verletzbaren Staaten sowie der EU gebe immerhin Anlass zur Hoffnung, in einer
Allianz der Willigen schneller voranzugehen.
„Im Kampf gegen den Klimawandel
ist in Durban die internationale Solidargemeinschaft nahezu aufgekündigt worden“,
sagte Dr. Claudia Warning, Vorstand des EED. „Große CO2-Emittenten haben sich damit
durchgesetzt, ambitioniertes Handeln nochmals zu verschieben. Wir werten es allenfalls
als Teilerfolg, dass diesen Ländern auch dank des Drucks der Zivilgesellschaft abgerungen
werden konnte, bis 2015 ein ab 2020 für alle geltendes Klimaabkommen zu verhandeln.
Die USA wie die Schwellenländer müssen jetzt aber den Beweis antreten, dass sie es
ernst meinen, indem sie zügig auf ein robustes Mandat und angemessenen Klimaziele
hinwirken.“
Die bescheidenen Fortschritte, die in den Bereichen Klimafinanzierung
und Anpassung erzielt werden konnten, sind nach Auffassung der Hilfswerke eindeutig
ein Verdienst der Inselstaaten, der Gruppe der ärmsten Entwicklungsländer sowie der
EU, die sich mutig und konstruktiv gegen ein völliges Scheitern der Klimapolitik gestemmt
hätten. Die EU habe sehr viele Zugeständnisse gemacht. China hätte die Chance gehabt,
den Durchbruch zu erwirken, sei dieser Verantwortung aber nicht gerecht geworden. (pm
11.12.2011 gs)