Pax-Bank zum Euro: „Diese Pistole hat nur eine Patrone“
17 Euro-Länder und
sechs weitere Staaten der EU gründen eine eigene Fiskalunion: Das ist das Ergebnis
von zähen Verhandlungen in der vergangenen Nacht in Brüssel. Die von Deutschland und
Frankreich anvisierte große Lösung, also eine Fiskalunion aller 27 Euro-Staaten, scheiterte
an Großbritannien. Doch bei der katholischen deutschen Pax-Bank ist man mit dem Brüsseler
Ergebnis zufrieden. Vorstandssprecher Christoph Berndorff meinte am Freitag im Gespräch
mit Radio Vatikan:
„Ich denke und hoffe, dass der Euro damit erstmal wieder
Ruhe findet. Ob er letztendlich gerettet wurde, weiß ich bestimmt nicht, aber ich
glaube, dass die Welt jetzt doch wieder vertrauensvoller auf unsere gemeinschaftliche
Währung blickt.“
Wie ist es überhaupt zu dieser Verkettung mehrerer Krisen
gekommen? Vertrauen scheint ja dabei eine große Rolle zu spielen, und im Anlagegeschäft
zumindest hat man zulange nicht genau genug hingeschaut...
„Es gab erst
eine Kreditkrise, die von den USA hier herüberkam; aus der Kreditkrise hat sich eine
Wirtschaftskrise entwickelt, dann eine Währungskrise, mittlerweile droht ja wieder
eine Wirtschaftskrise, die Vorzeichen für das nächste Jahr sind sehr nach unten gerichtet.
Der Vorstand der EZB hat jetzt schon zweimal die Zinsen abgesenkt – in Hinblick auf
die Verunsicherung der Wirtschaft nicht nur der Olivenländer, sondern auch sogar von
Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Insofern kommen auch selbst unserem
Land diese Zinssenkungen sehr entgegen.“
Hat auch die Pax-Bank einen Plan
B für ein mögliches Scheitern des Euro?
„Was heißt Scheitern des Euro –
darf ich mal diese Rückfrage stellen?“
Ein Ende der Währungsunion.
Diese
Pistole hat nur eine Patrone „Ein Ende der Währungsunion kann ich mir
kaum vorstellen, weil es damals immer geheißen hat: Diese Pistole hat nur eine Patrone,
und die muss sitzen. Ich könnte mir eher vorstellen, dass durch diese Krise der Euro
die gemeinsame Kultur der Euro-Länder generell stärker auf Übereinstimmung gebracht
wird, zum Beispiel im Arbeitsrecht, in den Ladenöffnungszeiten – um nur mal ein ganz
einfaches Beispiel zu nennen – usw., so dass das, was leider Gottes bei der Einführung
des Euro verabsäumt wurde, als ersten Schritt zu gehen (der Euro war ja letztendlich
der zweite Schritt, man hat also den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht)... dass
man versucht, den ersten Schritt jetzt nachzuholen, zwangsläufig. Und das ergibt auch
die Diskrepanz in Brüssel, von der jetzt immer wieder berichtet wird. Ich bin also
zuversichtlich, dass wir letztendlich doch ein gemeinsames Europa weiterbauen werden,
wo es eben immer wieder Haken und Ösen gibt und geben wird.“
Hauptkennzeichen
der Pax-Bank ist das Investieren nach ethischen Kriterien – lohnt sich das überhaupt?
Oder lohnt sich das jetzt, wo man gemerkt hat, dass das unethische Investieren Mitschuld
ist an der Wirtschaftskrise?
„Also, eine hundertprozentig ethische Anlage
gibt es nicht – eine hundertprozentige Sicherheit kennen wir nicht. Aber wir versuchen
die 99 Prozent, und hier versuchen wir natürlich, das Verhältnis Bank-Kunde im Vertrauen
zu stärken. Wir sind ja eine katholisch-christliche geprägte Bank; wir versuchen mit
unseren Investments und unseren Empfehlungen, diese Fundamente des christlichen Glaubensbekenntnisses
zu verwirklichen. Wir haben bis jetzt festgestellt, dass die Investments in diesem
Bereich genauso gut performen wie Investments in anderen Bereichen auch – mit einer
Ausnahme: Vor Kriegen sind die Rüstungswerte stärker gefragt, so dass dann in diesem
Bereich die Börse besser performt, an der wir dann nicht teilnehmen, weil wir einfach
solche Rüstungswerte in unserem Portfolio nicht drinhaben!“
Weltbild:
Kirche sollte sich nicht auch noch dieser Handhabe begeben Der Weltbild-Verlag
hat das Agieren der Kirche im Geschäftsbereich etwas ins Zwielicht gerückt. Da stehen
sich zwei Positionen gegenüber. Die eine sagt: Eindeutigkeit – raus aus allem, was
auch nur zu geringem Prozentsatz zwielichtig ist oder der kirchlichen Linie widerspricht.
Andere sagen: Wir gehören doch zur Welt und müssen gewisse Kompromisse schließen.
Wofür stehen Sie?
„Ich stehe – das ist meine private Meinung – dafür, dass
man unterscheiden muss zwischen Erotik in der Literatur und Porno. Ich bin der Meinung,
Porno gehört in der Tat nicht in einen Verlag, der der Kirche gehört. Aber hier hat
der Weltbild-Verlag, soweit ich das beobachtet habe, auch versucht, das weitgehend
zu unterdrücken. Auf der anderen Seite meine ich: Erotik gehört zum Leben dazu, so
dass auch der Weltbild-Verlag hierüber in seinen Büchern berichten kann. Ich meine,
man müsste da doch nochmals sehr feinfühlig differenzieren. Und: Die Kirche erreicht
die Menschen einfach nicht nur über Radio und Fernsehen, sondern auch über Medien
wie Bücher. Und man sollte sich, nachdem man jetzt schon den „Rheinischen Merkur“
leider abgeschafft hat, jetzt nicht auch noch dieser Handhabe über den Weltbild-Verlag
begeben.“
Was heißt das jetzt übersetzt in den Anlagebereich: Ein bißchen
Rüstungssektor darf`s schon sein? Oder sollte man da –
„Nein, wir unterscheiden
da sehr genau, indem wir manche Werte überhaupt nicht zulassen, manche Werte allerdings
bis zu fünf Prozent ihres Umsatzes. Also: Ein Unternehmen, das über fünf Prozent Umsatz
zum Beispiel in der Rüstung betreibt, ist für uns kein Kauf. Betreibt es das nur in
geringem Masse (wie z.B. auch der Weltbild-Verlag, soweit ich gehört habe, zu fünf
Prozent und weniger diese Literatur verkauft, wo sehr stark über anzügliche Dinge
berichtet werden soll), dann könnte man das möglicherweise etwas vernachlässigen.
Aber Weltbild ist ja nun in der Hand der Kirche, es ist ja kein Aktienwert, so dass
wir den Wert auch unserer Kundschaft nicht empfehlen können: weil sie ihn ja nicht
kaufen kann.“