Österreich: „Pastoral an wiederverheiratet Geschiedenen überdenken“
Die Kirche soll ihre Haltung in der Frage der Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene
ändern. Dafür plädiert der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl. Im Gespräch
mit der „Tiroler Tageszeitung“ erinnert er daran, dass die Kirche kein „Selbstzweck“
sei. Ihre Aufgabe sei vielmehr, „den Menschen zu helfen, den Weg zu Gott zu finden“.
Hinsichtlich der Lage von wiederverheiratet Geschiedenen verweist Krätzl auf frühere
Überlegungen des Theologen Joseph Ratzinger, „der - mit Blick auf die orthodoxe Praxis
- meinte, man müsse sich jeden Einzelfall anschauen und gegebenenfalls Barmherzigkeit
walten lassen“. Diese Barmherzigkeit dürfe nicht „gönnerhaft“ sein, sondern man müsse
sich die Barmherzigkeit Gottes ins Bewusstsein rufen, „der vergibt und einen neuen
Anfang gewährt“. Die Kirche habe heute in der Pastoral der geschiedenen Wiederverheirateten
und in der Sexualmoral „eine große Aufgabe zu erfüllen“. Es gehe darum, „nicht kasuistisch,
also haarspalterisch, in Ehen einzugreifen, sondern mitzuhelfen, dass eheliches Leben
gelingen kann“, so Weihbischof Krätzl. Der einzelne Mensch müsse das Gefühl haben
können, „dass die Kirche ihm einen Mehrwert anbietet“.