Im Oktober 2008 hatte
es sich zum ersten Mal getroffen, das vatikanisch-islamische Gesprächsforum: entstanden
nach einem Brief von Islamgelehrten, der wiederum auf die kontroverse „Regensburger
Rede“ des Papstes antwortete. Kontrovers und unter großem Medieninteresse gestartet,
hat sich das Forum mittlerweile etabliert: In Jordanien ging es Ende November in die
zweite Runde. Diesmal abseits der Scheinwerfer – dabei wurde es sogar von König Abdullah
II. empfangen. Kardinal Jean-Louis Tauran hat eine Erklärung für das abflauende öffentliche
Interesse:
„Wissen Sie – immer, wenn es etwas Neues gibt, hat man ein
Echo. Das war aber das zweite Mal, und es wird auch ein drittes geben, und zwar in
einem Land mit katholischer, christlicher Tradition; wir wissen noch nicht genau,
wo. Was mich frappiert, ist: Kaum ist ein Treffen vorüber, denken alle schon über
das nächste nach. Das bedeutet, dass diese Dialogstruktur als nötig und als positiv
wahrgenommen wird. Ich halte das für wichtig: den Wunsch zum Gespräch wachzuhalten.“
Vernunft,
Glaube und menschliche Person – darüber unterhielten sich im jordanischen Al-Maghtis
hochkarätige Katholiken und Moslems aus fast zwanzig Nationen drei Tage lang. Kardinal
Tauran, der den vatikanischen Dialograt leitet, führte die katholische Delegation
an. „Wir haben bisher den Zusammenprall der Zivilisationen vermeiden können; jetzt
müssen wir den Zusammenprall der Ignoranz ebenfalls vermeiden. Oft rühren die Probleme
nämlich von der Ignoranz her, und dazu braucht es solche Begegnungen.“
Das
vatikanisch-islamische Forum hat unversehens an Bedeutung gewonnen, seit im Frühjahr
2011 der Gesprächsfaden des Heiligen Stuhls zu al-Azhar abgerissen ist. Die Universität
in Kairo, eine der wichtigsten Autoritäten im sunnitischen Islam, legte den Dialog
auf Eis, nachdem Papst Benedikt zu explizit Religionsfreiheit in Ägypten gefordert
hatte. Tauran meint dazu nur:
„Der Heilige Stuhl steht nicht am Ursprung
dieser Meinungsverschiedenheit. Wir können dieses Problem also gar nicht von uns aus
lösen, sondern nur durch Gespräch.“