2011-12-04 12:48:30

Papst bittet um Solidarität mit Migranten


RealAudioMP3 Benedikt XVI. ruft zu mehr Solidarität mit Flüchtlingen, Staatenlosen und Migranten auf. Bei seinem Angelusgebet am Sonntag erinnerte er in Rom an die Flüchtlingskonvention der UNO, die vor sechzig Jahren verabschiedet wurde. „Ich bete für alle, die oft gezwungenermaßen ihr eigenes Land verlassen müssen oder denen ihre Staatszugehörigkeit abgesprochen wird. Ich bitte um Solidarität für sie und bete für alle, die diesen Brüdern in der Not beistehen und sie zu beschützen versuchen. Dabei gehen sie oft auch große Mühen und Gefahren ein.“


Viele Engagierte sind besorgt, dass in Zeiten der internationalen Finanzkrise weniger für Migranten getan wird. Auf einer Tagung in Berlin an diesem Wochenende setzte sich die Integrationsexpertin Almut Möller von der Dt. Gesellschaft für Auswärtige Politik (Berlin) für eine gemeinsame deutsch-italienische EU-Initiative in Sachen Immigranten ein. Die italienische Parlamentsabgeordnete Laura Garavini („Demokratische Partei“) lobte gegenüber Radio Vatikan das Interesse der neuen römischen Regierung unter Premier Mario Monti am Thema Migration.


„Es ist schon sehr positiv, dass die neue Regierung eine klare politische Entscheidung getroffen hat zum Thema Migration, indem ein neues Integrations- und Kooperations-Ministerium eingerichtet worden ist. Unter der Regierung Berlusconi waren alle Gelder zur Kooperation mit Drittländern gestrichen worden – das ist eine Schande, weil wir auch Abkommen, die schon unterzeichnet waren, nicht übernommen haben. Also, es ist unglaublich viel gestrichen worden, und es gab eine richtiggehend rassistische Politik von seiten der Lega Nord innerhalb der Regierung Berlusconi. Darum ist es schon eine deutliche politische Entscheidung, dass man jetzt ein neues Ministerium mit einem neuen Minister für Integrationsfragen und Kooperation hat. Das läßt erhoffen, dass auf jeden Fall wesentlich mehr unternommen wird für die Unterstützung von Ländern, aus denen Migrationswellen kommen. Und dass gleichzeitig politisch wesentlich mehr unternommen wird, um die Integration von Migranten in Italien zu unterstützen!“


Das neue Ministerium wird von Andrea Riccardi geleitet, dem Gründer der römischen Basisgemeinschaft Sant`Egidio. Frau Garavinis „Demokratische Partei“ war in den letzten Jahren in der Opposition und stützt jetzt Montis so genanntes Expertenkabinett. Der Flüchtlingsstrom aus Nordafrika Richtung Italien hält in diesen Tagen weiter an.


„Leider ist die Finanzkrise in Italien zur Zeit dermaßen gravierend, dass das wahrscheinlich derzeit nicht als Priorität der Regierung gesehen wird, aber es ist unheimlich wichtig, dass zumindest der politische Wille da ist und dass man eine richtige Wende hinbekommt gegenüber der früheren Regierung, die vor allem populistisch-rassistische Politik gemacht hat.“


Europa und auch Italien dürfe in diesen schwierigen Tagen das Prinzip der Solidarität nicht aufgeben, warnt Frau Garavini. Und sie betont, dass ihr Land auch in Zeiten knapper Kassen geradezu angewiesen ist auf Einwanderer.


„Selbst die Arbeitswelt Italiens braucht Migranten! Es gibt sogar eine Studie des vorigen Arbeitsministeriums, die das beweist. Wenn man die Zahlen anschaut, sieht man, dass trotz der hohen Arbeitslosigkeit viele Arbeitsplätze nicht mehr von italienischen Bürgern ausgeübt werden, sondern nur von Ausländern. Das heißt: Auf der einen Seite braucht Italien Migranten, auf der andern Seite müssen wir schon sehen, dass Italien nicht einfach eine Durchgangsstation ist. Europa muss auch in dieser Hinsicht solidarisch arbeiten; wir müssen tatsächlich auch darauf achten, dass wir die Grenzen sichern, aber gleichzeitig auch Arbeitsbedingungen und Wohlfahrtsstaats-Bedingungen schafffen, damit schon eine gewisse Anzahl von Migranten in Europa Fuss fassen können – weil nicht nur Italien, sondern auch Europa allgemein Migranten, Arbeitskräfte braucht.“


Die Abgeordnete Garavini, die auch einen deutschen Pass hat, setzt sich u.a. in Deutschland für die Integration italienischer Einwanderer ein. Die Berliner Tagung, an der sie am Wochenende teilnahm, war der Schlußpunkt eines Projekts, das u.a. von der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung und dem Goethe-Institut durchgeführt wurde. Unter dem Titel „va bene?!“ versuchte es die deutsch-italienische Freundschaft neu in Fahrt zu bringen.

(rv 04.12.2011 sk)








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