Was können wir aus 2.000 Jahren Evangelisierung lernen?
Der Advent im Vatikan
kennt eine Reihe von Traditionen, darunter auch die Ansprachen des päpstlichen Hauspredigers.
Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa begann damit an diesem Freitag; vor dem Papst
und Mitarbeitern im Vatikan stellte er gleich zu Beginn die kleine Predigtreihe unter
das Thema der Neuevangelisierung. Er entwerfe in seinen insgesamt vier Adventsansprachen
das Panorama von zwei Jahrtausenden der Verkündigung. Zweitausend Jahre der Evangelisierung,
aber unter den verschiedensten und sich ständig wandelnden Umständen.
„Für
jede dieser Zeiten möchte ich Licht darauf werfen, was wir lernen können für die Kirche
heute. Was sind die Fehler, die wir vermeiden müssen? Was sind die Beispiele, von
denen es zu lernen gilt? Was können uns die einzelnen Protagonisten dieser Zeiten
für unsere Verkündigung heute sagen? Die Hirten und Bischöfe, die Mönche, die Ordensleute,
die Laien?“
Cantalamessa beginnt mit einer Betrachtung der ersten Zeit:
Das Christentum habe mit dem Durchbrechen von Grenzen begonnen. Das Christuswort der
Sendung bis an die Enden der Erde habe zuerst die Barriere zwischen Juden und Nichtjuden
durchbrochen, danach die der Sprachen. In den ersten Jahrhunderten waren es die Wanderprediger,
die so den Glauben verbreiteten. Im dritten Jahrhundert wurden die Gemeinden selbst
Verkünder, christliche Gemeinschaften und ihre Hirten verkündeten durch die Tatsache
ihrer Existenz, sie lebten den Glauben für andere vor, so Cantalamessa.
Warum
hat das Christentum das geschafft? Eine Frage, die die Historiker bis heute beschäftigt.
Wie konnte etwas aus einer dunklen und vergessenen Ecke des Reiches die Kultur Griechenlands
und die Macht Roms überwinden? Der Erfolg des Christentum sei einer ganzen Reihe von
Faktoren geschuldet, von denen geistlich aber ein einziger hervorsticht. Das Christentum
entwickele sich nicht in These, Antithese und Synthesen – im Christentum ist alles
im Anfang schon gegeben, so Cantalamessa. Christus selber hatte die Verkündigung vorgegeben
und auch ihre Art und Weise vorgelebt. Auf ihn hören ist der Beginn aller Verkündigung.
„In
den Christen die Gewissheit der Wahrheit dessen, was sie verkünden, wieder erwecken.
Die Kirche muss – wie es Paul VI. gesagt hat – die Lust und den Geschmack am Verkünden
und auch die Sicherheit seiner Wahrheit wieder finden. Wir müssen als erstes selber
glauben, was wir verkünden. Wirklich glauben, aus der Tiefe des Herzens.“