Naher Osten: Begrenzte Aussicht auf Demokratie und Frieden
Im Nahost-Konflikt
ist derzeit keine Lösung in Sicht. Diese Einschätzung hat der Rektor des Österreichischen
Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, im Gespräch mit Kathpress geäußert. Zugleich
sehe er im gesamten Nahen Osten weit und breit keine Demokratisierungswelle nach westlichem
Vorbild. Das sei seiner Meinung nach ein Wunschdenken. Eine Hauptaufgabe des Österreichischen
Hospizes sehe er neben der Betreuung der Pilger darin, als Begegnungsstätte für Israelis
und Palästinenser zur Verfügung zu stehen.
„Der Friedensprozess tritt auf
der Stelle, weil sowohl Palästinenser wie auch Israelis in ihren eigenen festgefahrenen
Identitäten als Opfer verharren. Beide Seiten haben ein in sich stimmiges Bild über
ihre eigenen Geschichte und ihr Schicksal. Keine Seite bewegt sich weiter. Dazu kommt,
dass tatsächlich keine Seite im Schema „Täter – Opfer“ bzw. „gut – böse“ eindeutig
zugeordnet werden kann. Der Leidensdruck ist auf beiden Seiten enorm und es gibt auch
kleinere Gruppen auf beiden Seiten, die sich intensiv um Frieden bemühen, doch es
gibt kein gemeinsames Szenario für eine Lösung des Konflikts.“
Erst vor
wenigen Wochen wurden im Hospiz fiktive Friedens-Verhandlungen abgehalten. Sechs Israelis
und sechs Palästinenser kamen zu einem Rollenspiel zusammen, um die neuralgischen
Punkte des Konfliktes systematisch abzuarbeiten. Am Ende sollte ein Abkommen stehen,
auf das sich alle einigen können. Soweit sei man zwar nicht gekommen, so Bugnyar,
zumindest hätten beide Seiten aber mehr Verständnis füreinander entwickeln können.
„Das
Hospiz ist eine Einrichtung Österreichs im Heiligen Land, man ist deshalb auch nicht
Teil des Konflikts. Wir können aber nicht einfach wegschauen und wollen unseren Teil
zu einer Konfliktlösung beitragen.“
Der Hospiz-Rektor erinnerte, dass sowohl
eine Einstaaten- wie auch eine Zweistaatenlösung vor großen Problemen stünde. Eine
Einstaatenlösung würde bei demokratischen Wahlen undenkbare politische Mehrheitsverhältnisse
in Israel mit sich bringen. Und im Falle eines eigenen Staates Palästina sei weder
klar, wie dieser wirtschaftlich überleben könne, noch um welche Gebiete es sich konkret
dabei handeln könnte.
Keine Demokratie Künftig demokratische
Länder nach westlichem Muster kann Bugnyar im gesamten Nahen Osten weit und breit
nicht erkennen. Bei den Aufständen in Tunesien, Ägypten, in Syrien oder im Jemen handle
es sich um eine berechtigte Auflehnung gegen korrupte Regime. Die Menschen würden
sich eine bessere Zukunft wünschen. Das decke sich aber oft nicht mit demokratischen
Vorstellungen westlicher Prägung. Bei Wahlen würden islamische Parteien die Mehrheit
erlangen, „ob das dem Westen jetzt passt oder nicht“. Letztlich seien es über Jahrzehnte
auch diese Bewegungen gewesen, die sich im Sozialbereich für die Bevölkerung eingesetzt
hätten.