Papst an Priester und Ordensleute: „Christlicher Glaube befreit von Okkultismus“
Zweite Station war für Papst Benedikt XVI. an diesem Samstag ein Besuch am Grab von
Kardinal Bernardin Gantin und im Priesterseminar San Gall von Ouidah. Gantin war einer
der Vorkämpfer der Gleichberechtigung der Kirche Afrikas, er wurde 1960 vom damaligen
Papst Johannes XXIII. zum ersten einheimischen Erzbischof von Cotonou ernannt. Als
erster Schwarzafrikaner stieg er in ein leitendes Kurienamt auf, wurde Präfekt der
Bischofskongregation und seit 1993 auch Dekan des Kardinalskollegiums.
Im Priesterseminar
von Ouidah, das mit 150 Studenten als das größte Westafrikas gilt, machte der Papst
afrikanischen Kirchenvertretern für ihre Mission Mut: Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung
– diese drei christlichen Werte, die auch die Hauptschwerpunkte des postsynodalen
Schreibens seien, gelte es in die afrikanische Gesellschaft hineinzutragen, sagte
der Papst den Priestern, Schwestern, Seminaristen und Laien, die sich im Hof des Seminars
versammelt hatten. Besonders die Priester seien gefordert, mit dem eigenen Lebenszeugnis
beispielhaft voranzugehen. Benedikt XVI.:
„So wie ein Kristall das Licht
nicht behält, sondern es reflektiert und widergibt, so muss der Priester das, was
er feiert und empfängt, weitergeben. (…) Angesichts der Herausforderungen der menschlichen
Existenz muss der Priester von heute und morgen – wenn er glaubwürdiger Zeuge des
Dienstes am Frieden, an der Gerechtigkeit und der Versöhnung sein will – ein demütiger
und ausgeglichener, weiser und großmütiger Mensch sein. Nach sechzig Jahren Priestersein
kann ich euch versichern, liebe Seminaristen: Ihr werdet nicht bereuen, während eurer
Ausbildung intellektuelle, geistliche und spirituelle Schätze angehäuft zu haben!“
Armut,
Gehorsam und Keuschheit des geistlichen Lebens trügen zu einer Vertiefung des Glaubens
bei; diese Entbehrungen würden zu „Hunger“ nach Dienst am Nächsten, fuhr der Papst
weiter fort. An die Laien gerichtet ging er auf die Bedeutung der christlichen Familie
ein. Sie sei eine Kirche im Kleinen, und das mitten in der Gesellschaft:
„Indem
ihr in euren Familien Liebe und Vergebung wirken lasst, tragt ihr dazu bei, eine schöne
und starke Kirche aufzubauen und mehr Gerechtigkeit und Frieden in der ganzen Gesellschaft
zu verwirklichen. In diesem Sinne ermutige ich euch, liebe Eltern, einen tiefen Respekt
dem Leben gegenüber zu haben und vor euren Kindern menschliche und spirituelle Werte
zu bezeugen.“
Ein authentischer und lebendiger christlicher Glaube habe
die Kraft, von „Okkultismus“ und „bösen Geistern“ zu befreien, fuhr der Papst mit
Blick auf den in Afrika weit verbreiteten Aberglauben fort. Auch am Morgen hatte er
im Präsidentenpalast von Cotonou vor Synkretismus und religiöser Vermischung gewarnt.