Ein Gespräch mit unserer Korrespondentin Gudrun Sailer
Der Papst ist
in Benin gelandet, nachdem sich das Land schon seit Wochen auf diesen Besuch vorbereitet.
Was bedeutet dieser Besuch aus Rom für das kleine westafrikanische Land?
Man
kann sich kaum einen lieber gesehenen Gast vorstellen. Das ist eine beeindruckende
Erfahrung für mich, die ich zum ersten Mal in Afrika bin, diese Gastfreundschaft auf
allen Ebenen. Mit wem immer man redet, alle sind begeistert. Die Taxifahrer, die Marktfrauen,
die Lastenträger; die Moslems und die nicht-katholischen Christen, auch die westafrikanischen
Journalisten, die hier nebenan im Pressezentrum arbeiten. Und in den Zeitungen steht
kaum etwas Kritisches. Ein Außenminister, der öffentlich im Staatsfernsehen alle Bürger
dazu aufruft, dem Papst einen herzlichen Empfang zu bereiten, das ist in Europa absolut
unvorstellbar.
Also ein religions-übergreifender Besuch. Erwarten sich die
nicht-katholischen Religionen denn auch ein Wort an ihre Adresse?
Ja, das
wünschen sie sich. Und tatsächlich trifft der Papst ja auch die Repräsentanten der
wichtigsten Religionen, die in Benin vertreten sind, Samstagvormittag im Präsidentenpalast.
Es ist kein eigenes Treffen angesetzt, da sind auch die Diplomaten und Vertreter des
öffentlichen Lebens dabei, aber mit Sicherheit wird der Papst einige Worte eigens
an die Religionsvertreter. Und dann ist es ja so, dass seine post-synodale Exhortation,
die er am Sonntag den Bischöfen übergeben wird, ein, sagen wir, umarmendes, einschließendes
Dokument ist, eine Botschaft für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden in Afrika.
Und das trifft naturgemäß nicht nur die Katholiken.
Papst Benedikt ist nicht
in der Hauptstadt Porto Novo gelandet, sondern in der Wirtschaftsmetropole Cotonou.
Äußert sich die Vorbereitung des Besuchs auch im Straßenbild?
Unbedingt.
Zunächst einmal sind da die großen Papst-Plakate. 200 Großformate. Das ist deshalb
bemerkenswert, weil in Cotonou nicht wie bei uns alles mit Werbung zugepflastert ist.
Diese Papst-Plakate haben einen echten Solitär-Effekt. Aber was für die Menschen in
Cotonou einen echten Einschnitt bedeutete, das waren die Säuberungsaktionen in der
Stadt. Auch so etwas ist in Europa undenkbar: Bulldozer, die illegale Kleinst-Marktstände
am Straßenrand plattwalzen, diese Einmann ? oder Einfrau-Gewerbe, die bis mitten in
die Nacht ihre vier geschälten Ananas feilbieten und Ähnliches. Die sind weg von den
Straßen, die der Papst passieren wird. Die Stadt hat Müll und Abfall abtransportiert
wie nie zuvor, gefegt und gesäubert, und viele wünschen sich, dass das ein bleibender
Effekt des Papstbesuches ist. (rv 18.11.2011 gs)