Samstag und Sonntag
erscheinen in Benin aufgrund des Papstbesuches keine Zeitungen: Bereits der Freitag
war ursprünglich zum bezahlten Feiertag erklärt worden, in letzter Sekunde wurde
daraus aber nur ein freier Nachmittag.
Die Tageszeitung der Regierung, La Nation,
widmet fast ihr ganzes Titelblatt dem Papst und schreibt in großen Lettern: Kwabo
- Willkommen. Auf Seite drei zählt ein Bericht alle Vorteile auf, die der Papst dem
Land bringt: nicht nur religiöse, sondern auch wirtschaftliche und sanitäre, durch
die erwarteten 7.000 Pilger und die Säuberungsmaßnahmen in Cotonou. Außerdem, erinnert
La Nation, ist Benin jenes afrikanische Land, das mit die meisten Papstbesuche auf
dem afrikanischen Kontinent verzeichnen konnte. Daneben ein Bericht über den gestern
eingeweihten neuen Sitz der Bischofskonferenz von Cotonou. Gedankt wurde dabei unter
anderem der Deutschen Bischofskonferenz, die den Bau finanziell unterstützte. Es folgt
eine Doppelseite, die getreulich alle bisherigen 22 Auslandsreisen Papst Benedikts
mit ihren programmlichen Details aufzählt, von Köln, 2005, bis Berlin-Erfurt-Freiburg
2011.
Das Titelblatt von Le Matin teilt sich der Papst mit zwei Frauen, darunter
einer Geisterheilerin namens Parfaite, die in ihrem Dorf eine Seance am Tag der Ankunft
des Papstes angesetzt hat. Daneben rechtfertigt Benins Außenminister Nassirou Bako-Arifari
den Aufwand, den die Regierung für den Papstbesuch betreibt, mit dem Hinweis darauf,
dass das Kabinett jüngst auch viel für die Pilgerfahrt nach Mekka der muslimischen
Bevölkerung getan habe. Und er ruft alle Menschen Benins dazu auf, den Papst herzlich
zu empfangen.
Le Beninois libére´ macht als wahren Grund der Papstreise nach
Benin die Absicht aus, die katholische Kirche gegen das Aufkommen christlicher Sekten
zu stärken. Das Generalthema der Versöhnung Afrikas mit sich selbst diene dem Papst
also bloß als Vorwand. Die Freikirchen seien Weltmeister im Abwerben katholischer
Gläubiger, schreibt das Blatt, der Papst wolle den Trend umkehren. Freilich, so die
stets kritische Zeitung, sei die Kirche schon dabei gescheitert, die Alltagsprobleme
vieler ihrer Gläubiger zu lösen. Eine Doppelseite führt die gestern begonnene, seriöse
und ausgewogene Ratzinger-Biographie fort.
Fraternite´, eine Zeitung der Mitte,
widmet sein Titelblatt ausschließlich dem Papst mit einem ganzseitigen Foto und dem
Titel Segnungen für Afrika. Interessant sind die kurzen Aussagen einiger lokaler Religionsführer.
Ein prominenter Imam sagt, alle Muslime sollen den Papst herzlich willkommen heißen,
das empfehle Mohammed. Ein Voodoo-Priester sagt, er freue sich sehr auf das Treffen
mit dem Gast aus Rom, man bereite Dokumente vor, die die Gemeinsamkeiten zwischen
Voodoo-Praktikanten und Katholiken festhalten. Kritischer ist der Sprecher einer weiteren
traditionellen Religion, Dah Aligbonon. Er will Probleme mit den Katholiken dem Papst
gegenüber offen ansprechen. Als Beispiel nennt er Anhänger seiner Religion, die
aus ihren Tempeln von Katholiken entführt wurden. Derselbe Religionsführer hat gestern
in einem anderen Interview starke Maßnahmen seiner Religion gegen solche Praktiken
in Aussicht gestellt.