Benin: „In Afrika brauchen wir Versöhnung und Wahrheit“
Warum besucht der
Papst ausgerechnet Benin, um seine Botschaft an Afrika zu überreichen? Das fragt man
sich nicht nur in Europa, sondern auch in Benin selbst. Wir sprachen darüber mit Raymond
Goudjo. Der Priester hat in katholischer Soziallehre in Trier promoviert und leitet
in Cotonou ein Institut, das Kinder für die Belange von Gerechtigkeit und Frieden
sensibilisiert; außerdem ist er Sekretär der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit
und Frieden.
„Wir waren überrascht, dass der Papst nach Benin kommt.
Benin ist sehr klein, warum sollte er ausgerechnet zu uns kommen? Das ist ein Geheimnis!
Wir vermuten aber, dass er vielleicht dem Kardinal Gantin versprochen hatte, ihn in
seinem Land zu besuchen, als der noch am Leben war, und dann später nach dem Tod des
Kardinals gesagt hat, er will es trotzdem machen.“
Was bedeutet der
Papstbesuch für ein Land wie Benin?
„Der Besuch bedeutet zweierlei:
er möchte die Kirche von Benin und ganz Afrika stärken. Wir sollen viel Kraft haben.
Wir sollen auch treu in der Wahrheit und in der Liebe bleiben. Zweitens, wir brauchen
Versöhnung – in Afrika, aber auch in Benin. In Afrika gibt es derzeit große Unruhen
in Elfenbeinküste und Libyen. Ich habe mich gefragt, was bedeutet das? Sind wir in
unserem Inneren tief genug aufgebaut für die Versöhnung? Wir leben hier in Benin in
Ruhe, aber es gibt viel inneren Streit. Zum Beispiel zwischen den Familien und Stämmen,
und diese Konflikte sind manchmal sehr gewalttätig. Auch der Streit in der Politik
– was nicht so gut zu sehen ist. Ein Beispiel: die Gewerkschaften im Krankenhaus haben
beschlossen zu streiken, und sie haben so lange gestreikt, bis einige Patienten starben.
Ähnlich ist es in der Politik. Das Menschenleben zählt bei uns manchmal wenig im Vergleich
zum persönlichen Vorteil.“
Sie waren vor zwei Jahren bei der Afrika-Bischofssynode
im Vatikan als Experte beteiligt. Papst Benedikt wird nun in Benin sein Abschlussdokument
dieser Synode den afrikanischen Bischöfen überreichen, das ist praktisch seine Botschaft
an den Kontinent. Was steht drin in der postsynodalen Exhortation?
„Ich
weiß es nicht, aber ich war sehr froh, dass die Vorschläge so viel über die Ausbildung
in Soziallehre der Kirche gesprochen haben, also etwa, dass man die Soziallehre der
Kirche an der Uni und sogar an der Schule unterrichtet. Das ist meine Arbeit! Ich
fühle mich direkt vom Papst gut unterstützt!“