An die Unabdingbarkeit der Rechtssprechung hat der vatikanische „Ökumene-Minister“
Kardinal Kurt Koch an diesem Sonntag im weißrussischen Minsk erinnert. Der Präsident
des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen nimmt dort an einer Konferenz der
orthodoxen Kirche zum Dialog mit den Katholiken teil. Dabei unterstrich der Kurienkardinal
in seiner Predigt in der katholischen Kathedrale von Minsk, dass gerade für Menschen
in politischen Diktaturen weltliche Gerichte, die sich an Gott orientieren, Trost
und Hoffung sind: „Menschen, die in politischen Diktaturen am eigenen Leib haben erfahren
müssen, was es bedeutet, keinen Richter zu haben, werden sich wehren, wenn sich die
Welt aus ihrer richterlichen Verantwortung verabschieden sollte.“ In der weltlichen
Gerichtsbarkeit müsse sich die Orientierung an Gott als „letztem Richter“ zeigen,
so Koch weiter. Ohne diese transzendente Ebene sei jede Rechtssprechung hinfällig:
„Wenn der Mensch und seine Welt am Ende von Gott nicht beurteilt und gerichtet würde,
dies wäre die Erfahrung einer schrecklichen Abwesenheit und Interesselosigkeit Gottes
dem Menschen gegenüber. Denn dann bliebe alles im Dunkeln oder – wohl besser, beziehungsweise
schlimmer – im Zwielicht der Lüge“, fuhr Koch fort.
Zu den Referenten der dreitägigen
Konferenz zählen außer Koch unter anderen der orthodoxe Minsker Metropolit Filaret,
der katholische Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz und der Sekretär des russisch-orthodoxen
Außenamtes, Erzpriester Dmitri Sizonenko. Aus Deutschland nimmt der katholische Ostkirchenexperte
Johannes Oeldemann von der Theologischen Fakultät Paderborn teil. Die Tagung steht
unter dem Titel „Christliche ethische Werte als Beitrag zum gesellschaftlichen Leben
in Europa“. Der gastgebende Metropolit Filaret engagiert sich seit langem in der Ökumene.
Im Oktober nahm er auf Einladung von Papst Benedikt XVI. am Friedenstreffen der Religionen
im italienischen Assisi teil.