2011-11-13 15:36:42

Vatikan-Bischof aus Benin: „Papst sehr offen für afrikanische Kulturen“


RealAudioMP3 Mit dabei auf der Reise des Papstes nach Benin ist ein Kurienbischof, der selbst aus diesem Land kommt und den Benedikt seit Jahrzehnten kennt: Barthelemy Adoukonou, Sekretär des päpstlichen Kulturrates und in den 70er Jahren Doktorand bei Joseph Ratzinger in Regensburg. Gudrun Sailer sprach mit Bischof Adoukonou.

„Die katholische Kirche repräsentiert in meinem Land seit 150 Jahren eine große Quelle der Hoffnung und der tätigen Nächstenliebe. Der Kirche gehören bei uns hat mehr als 20 Prozent der Menschen an, einige Statistiken sprechen von 27 Prozent, die traditionellen Religionen sollen bei 20 Prozent liegen. Nun gut, ich bin weniger davon überzeugt...! Wie es ein afrikanischer Präsident einmal bei einer Pilgerfahrt ausdrückte: Wissen Sie, wir sind hier 20 Prozent Katholiken und 80 Prozent Muslime, aber 100 Prozent Anhänger der traditionellen Religionen. Das heißt, der Prozess der Evangelisierung lässt noch viel zu wünschen übrig. Wir haben sichere und gläubige Katholiken, ja, aber die traditionellen Praktiken mischen sich immer noch darunter.“

Sie sind vielleicht der katholische Fachmann schlechthin für den Voodoo-Kult, der in Ihrem Land sehr verbreitet ist. Meinen Sie, dass der Papst sich in Benin über Voodoo äußern wird?

„Da er in ein Land kommt, das traditionell der Voodoo-Kultur angehört, wird er sicher etwas darüber sagen. Wie Sie wissen, gibt es große afrikanische Missionare, die Freunde der traditionellen Religionen waren. In Ouidah waren es übrigens Angehörige der Voodoo-Religion, die seinerzeit praktisch den Arbeitsdienst für die Kirche gemacht haben; sie brachten Sand vom Strand, um die Basilika zu bauen. Und der Voodoo-Tempel befindet sich genau gegenüber der Basilika. Als Johannes Paul II. zum zweiten Mal in Benin war, klagten ihm Voodoo-Verantwortliche ihr Leid. Sie sagten zum Papst: Wir respektieren euch, schicken unsere Kinder an eure Schulen, lassen zu, dass sie Priester oder Ordensfrauen werden. Aber ihr Christen behandelt uns mit Herablassung. Papst Benedikt wird sicherlich verlangen, dass alle Religionen, die in Benin vertreten sind, nicht nur Voodoo, auch Islam und alle anderem, dass man gemeinsam an Versöhnung und Frieden arbeitet. Wir erwarten uns ein Wort der Ermutigung für den Weg des Dialogs zwischen den Religionen.“

Sie gehören dem Ratzinger-Schülerkreis an, kennen Benedikt XVI. seit Jahrzehnten. Wie sieht dieser Papst Afrika?

„Ich kenne Papst Benedikt als einen großen Europäer, der aber nicht im Geringsten europazentristisch ist. Er geht von Europa aus und beschäftigt sich viel mit dem Erbe der Vernunft Europas. Ratzinger, bei dem ich meine Doktorarbeit gemacht habe, war stets sehr offen für die afrikanischen Kulturen. Auf gewisse Weise hat er viel von der afrikanischen Kultur aufgenommen. Da gibt es diese Aussage von Johannes XXIII., der sagte: Wenn wir mit den anderen reden, wollen wir uns ihnen nicht aufdrängen, aber wir sollen uns auch nicht kleinmachen, um mehr Gehör zufinden. Der andere erwartet von dir das Beste, was du hast, um sich mit dir auszutauschen. So erwartet Ratzinger von Afrika, dass es das Beste von sich selber zum Ausdruck bringt. Ich wünsche mir vom Papst in Afrika, dass er die Bischöfe, Priester und Laien dazu einlädt, Glaube und Vernunft zu vereinen. Sie sollen die Heiligung der Kultur suchen von ihrem Innersten her. Und sie sollen nicht nur Verwalter sein, sondern Bischöfe, die tief spirituell sind, und Menschen, die die Vernunft gebrauchen.“
(rv 13.11.2011 gs)








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