Für mehr Klarheit und Transparenz in der Debatte um die Stammzellforschung haben sich
die Teilnehmer des internationalen Kongresses im Vatikan zur Forschung an adulten
Stammzellen ausgesprochen. Der Molekulargenetiker und Jesuit Kevin Fitzgerald bemängelte
am Donnerstag gegenüber Kathpress, dass über Gefahren der embryonalen Stammzellforschung
zu wenig aufgeklärt werde. So sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass solche Zellen
unkontrolliert weiter wüchsen, sagte der in der Krebsforschung tätige US-Wissenschaftler
der Georgetown University. Bei adulten Stammzellen hingegen könne man besser steuern,
wozu sich die Zellen entwickelten. Der Wissenschaftler sprach sich dafür aus, die
Therapie-Erfolge und Möglichkeiten der adulten Stammzellforschung bekannter zu machen.
Bei dem vom Päpstlichen Kulturrat organisierten dreitägigen Kongress stellen derzeit
Wissenschaftler diverser Universitäten und Institute ihren aktuellen Forschungsstand
vor. So könnten etwa Herz-Stammzellen erfolgreich isoliert und gegen Ischämie angewandt
werden, sagte Atul Chugh von der US-Universität Louisville. Mit einer Injektion von
aus Knochenmark und Fett gewonnenen körpereigenen Zellen könnte eine Bein-Amputation
bei Patienten mit schwerer arterieller Verschlusskrankheit verhindert werden, berichtete
Keith March von der Universität Indiana. Auch Therapien mit aus der Plazenta gewonnenen
Stammzellen seien vielversprechend, sagte der „Entwickler“ des ersten im Labor gewachsenen
Organs, Anthony Atala.
Patienten anwesend Vorgestellt wurde
bei dem Kongress ein Patient, der mit einer auf diese Weise im Labor gewachsenen Blase
seit zehn Jahren lebt. Weiters war eine Frau anwesend, deren durch eine Bindegewebsverhärtung
beeinträchtigte Lunge nach einer Therapie mit adulten Stammzellen fast vollständig
genesen ist.
Der Vatikan will nach Worten des Präsidenten des Kulturrats,
Kardinal Gianfranco Ravasi, mit dem Kongress das Thema der Forschung an adulten Stammzellen
stärker an die Öffentlichkeit tragen. Dabei müssten neben biologischen und medizinischen
Fragen auch ethische und philosophische Aspekte angesprochen werden. Der Vatikan lehnt
die Forschung an embryonalen Stammzellen ab, da diese die Tötung menschlicher Embryonen
voraussetzt; er befürwortet jedoch die wissenschaftliche Nutzung adulter Stammzellen.
Diese können etwa aus Nabelschnurblut oder durch eine Punktion des Beckenknochens
gewonnen werden.