Wo „katholisch“ draufsteht,
muss auch „katholisch“ drinnen sein: Dies sagte Kardinal Christoph Schönborn im Blick
auf die Forderungen der Pfarrer-Initiative. Die betreffe die Eucharistie und andere
Sakramente, die für die katholische Identität von fundamentaler Bedeutung seien, so
Schönborn zum Abschluss der Bischofsversammlung.
Missbräuchlicher Umgang mit
den zentralen Glaubensthemen könnte sicher nicht hingenommen werden, so der Vorsitzende
der Österreichischen Bischofskonferenz bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien,
bei der er über die Ergebnisse der Herbstsession der Bischofskonferenz berichtete.
Andere Pfarrer-Forderungen betreffend den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen
oder die Predigt von qualifizierten Laien seien innerkirchlich seit langem Thema,
da gebe es „Sorgen, die wir alle teilen“.
Zölibat Zum Thema
Zölibat erklärte der Kardinal einmal mehr, diese Frage könne nicht in Österreich –
wo nicht einmal ein Prozent der Katholiken weltweit lebten – entschieden werden. Regional
unterschiedliche Wege in Fragen der Kirchendisziplin seien „vorstellbar, wenn dies
weltkirchlich so entschieden wird“.
Konsequenzen Auf Fragen
nach möglichen disziplinarrechtlichen Konsequenzen für Pfarrer, die öffentlich „Ungehorsam“
ankündigen, verwies Schönborn auf Gespräche, die die einzelnen Diözesanbischöfe mit
ihren Pfarrern führen. „Vieles ist im Gespräch zu klären“, setzte der Kardinal auf
einen konsensorientierten Weg. Dieser sei unter Christen der richtige. Zum Begriff
„Ungehorsam“ sagte Kardinal Schönborn, dass der Gehorsam gegenüber Gott und dem eigenen
Gewissen Vorrang vor dem Gehorsam den kirchlichen Verantwortungsträgern gegenüber
habe. Er zitierte den bedeutenden, von der anglikanischen zur katholischen Kirche
konvertierten Kardinal John Henry Newman (1801-1890), dessen Trinkspruch „Erst auf
das Gewissen, dann auf den Papst“ gelautet habe. Gleichzeitig warnte Kardinal Schönborn
vor einem „leichtfertigen Umgang“ mit dem „Kampfwort“ Ungehorsam. Es sei im Gespräch
zu klären, was damit konkret gemeint sei.
Glaubenserneuerung Es
sei unbestritten, dass sich die Kirche immer wieder erneuern muss, sagte der Kardinal.
Unterschiedliche Auffassungen gebe es in Bezug auf das „Wie“. Die Überzeugung Schönborns:
„Es gibt seit 2.000 Jahren keinen besseren Reformweg als das Evangelium.“ Wie auch
beim Thema Bildungsreform gelte es sich zunächst auf Visionen und Ziele zu besinnen,
Strukturfragen seien demgegenüber nachrangig. Im Unterschied zu Marxisten seien Christen
überzeugt, „dass Menschen die Gesellschaft verändern, nicht Strukturreformen“. Der
Kardinal rief dazu auf, wieder „neu in die Lebensschule Jesu Christi zu gehen“. Wenn
Glaubenserneuerung „von innen her“ nicht gelinge, seien bessere Strukturen „für die
Katz“, so Schönborn wörtlich.
Erst jüngst habe das Weltfriedenstreffen in
Assisi verdeutlicht, dass Gottsuche ein „weltbewegendes Thema“ ist. Dies müsse auch
im Zentrum der christlichen Nachfolge stehen, statt nur „in einem kleinen, kirchenpolitisierenden
Umfeld“ zu verharren. Angesichts des Faschingsbeginns am 11. November um 11.11 Uhr
plädierte Schönborn abschließend für einen gelasseneren, „humorvollen Umgang mit oft
verbissen behandelten Themen“.
Eingeleitet war die Pressekonferenz durchaus
ernst geworden - mit einem stillen Gedenken an den am 5. November verstorbenen katholischen
Publizisten Paul Schulmeister.