2011-11-11 10:33:22

Österreich: Bischöfe kritisieren „Aufruf zum Ungehorsam“


Die „Erneuerung der Kirche war der große Anspruch des Zweiten Vatikanischen Konzils, dem wir auch ... in Zukunft verpflichtet bleiben“: Das haben die österreichischen Bischöfe zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung hervorgehoben. Bei ihren Beratungen in Salzburg haben sich die Bischöfe auch „intensiv mit einigen österreichischen Initiativen befasst, die massiv auf Veränderungen in der Kirche drängen“, heißt es in einer Presseerklärung, die vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, am Freitag in Wien präsentiert wurde. Manche Forderungen und Modelle dieser Initiativen würden „nach Überzeugung vieler zu kurz greifen oder gar der kirchlichen Identität schwerwiegend widersprechen und die Einheit der Kirche aufs Spiel setzen“. Ausdrücklich kritisiert die Bischofskonferenz dabei den „Aufruf zum Ungehorsam“ der „Pfarrer-Initiative“. „Wir Bischöfe nehmen selbstverständlich alle Sorgen um die Gegenwart und Zukunft der Kirche wahr und ernst“, so das Statement. „Die österreichischen Diözesen stellen sich dieser Situation und nehmen die Chancen zu Neuem wahr.“

Einige mit der Aufforderung zum Ungehorsam verbundene Forderungen seitens der Pfarrer-Initiative und von Laieninitiativen seien „nicht einlösbar“, stellt die Bischofskonferenz klar. Der Ungehorsams-Aufruf durch einige Priester habe zudem „bei vielen Katholiken nicht nur ein Kopfschütteln, sondern tiefe Sorge und Traurigkeit ausgelöst“. Gehorsam sei in der Kirche nicht „blind“ oder „sklavisch“, aber: „Ungehorsam ist ein Kampfwort, das so nicht stehenbleiben kann. Wer bei der Weiheliturgie öffentlich und freiwillig ein Dienstamt in der Kirche übernommen hat, schadet der Gemeinschaft und sich selbst, wenn er mit diesem Wort leichtfertig umgeht. Meinungsumfragen können ihm die schwerwiegende Verantwortung für eine fundamentale Einheit in der Kirche nicht abnehmen.“

Weiter betonen die Bischöfe, dass die Rede von einer Eucharistiefeier ohne Weihesakrament „ein offener Bruch mit einer zentralen Wahrheit unseres katholischen Glaubens ist“. Hier gehe es nicht um Fragen der Kirchenorganisation, sondern um fundamentale Fragen der katholischen Identität.

„Spannungen aushalten“

Über diese Fragen und über Konsequenzen daraus führen die Bischöfe das Gespräch mit den Priestern und mit den Gremien in ihrer jeweilige Diözese, so die Pressemitteilung. Unterschiedliche, aber dem selben Ziel zugeordnete „Wege zu einer kirchlichen Erneuerung unter den heute gegebenen Bedingungen“ seien in einigen Diözesen bereits im Gange. Sie würden beharrlich fortgesetzt und öffentlich kommuniziert. Es brauche „von allen die Bereitschaft, Spannungen auszuhalten und fruchtbar zu machen“. Die gegenwärtigen Umbrüche zeigten zwar den Verlust von bisher Vertrautem und Bewährtem, „aber auch nicht wenig Hoffnungsvolles“. Es gelte, „nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Lichte des Evangeliums zu deuten“. Wie die Bischofskonferenz erklärt, sei es „keine Ablenkung von unbequemen Spannungen, wenn wir betonen, dass es heute und morgen vor allem darauf ankommt, die Zahl jener Getauften zu vermehren, die Gott inständig suchen und für die der Glaube an Jesus Christus immer mehr zur entscheidenden Frage für ein gelingendes Leben wird“. Damit verbunden sei die Bereitschaft, sich im Glaubenswissen zu vertiefen und aus den Sakramenten zu leben.

Die Kirche sei auch in Österreich „viel lebendiger, als es oft gesehen oder dargestellt wird“. In den Diözesen seien die Bemühungen um eine lebensnahe und missionarische Seelsorge gewachsen und würden gerade jetzt intensiviert, so die Bischöfe. Es gehe dabei um drei Leitworte; erstens: „Auf Christus schauen“. Zweitens: „Mit den Augen Christi auf die Menschen blicken“. Drittens: „Den Menschen Christus zeigen“.

Konzilstext neu studieren

In diesem Zusammenhang kündigten die Bischöfe zwei konkrete Vorhaben an: Zum 50. Jahrestag des Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils hat Papst Benedikt XVI. ein weltweites „Jahr des Glaubens“ proklamiert. Österreichs Bischöfe laden dazu ein, sich neu mit den Texten „dieses großen Reformkonzils“ zu befassen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir dort Antworten finden können auf die Fragen, die uns heute gestellt sind. Dazu suchen wir auch die Kooperation mit den katholischen Fakultäten der Universitäten unseres Landes und mit anderen katholischen Hochschuleinrichtungen.“ Konkretes dazu werden die Bischöfe bei der Frühjahrskonferenz 2012 vorstellen, kündigten sie an. Darüber hinaus werden wollen sich die Bischöfe besonders mit der Lage der Priester, die ihre „engsten Mitarbeiter“ sind, befassen. Unter dem Generalthema „Was heißt Pfarrer-Sein heute?“ werde man das Gespräch mit Priestern suchen und vertiefen.

(kap 11.11.2011 sk)








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