„Im Auswärtigen Amt
ist der Botschafter beim Vatikan eine der schönsten Sachen, die man machen kann“ –
das hat uns Deutschlands neuer Botschafter beim Heiligen Stuhl verraten. Am Montag
war Reinhard Schweppe bei Papst Benedikt zum Überreichen seines Beglaubigungsschreibens,
wenige Tage später bei Radio Vatikan zum Gespräch. Der erfahrene, 62-jährige Diplomat
wirkte unter anderem als Botschafter in Polen und zuletzt bei der UNO in Genf.
„Ich
denke, ich bin für den Vatikan ganz gut gerüstet, weil ich in Genf mit Themen zu tun
hatte, die auch hier sehr aktuell sind. Also der Schutz der Menschenrechte, humanitäre
Fragen, Fragen der Migrationspolitik. Das sind alles Dinge, die auch hoch spannend
für den Heiligen Stuhl sind, aber wo ich eine internationale, globale Erfahrung mitbringe
und die ich gerne auch hier einbringen kann. Auch europäische Fragen: Ich habe im
Auswärtigen Amt zuletzt als Abteilungsleiter für Europafragen gearbeitet. Damals mit
Joschka Fischer, in meiner Zeit ist die berühmte Humboldt-Rede entstanden. Also, auch
da habe ich etwas beizutragen und habe schon gemerkt, dass Europafragen im Vatikan
auf großes Interesse stoßen.“
Sie wollen in Ihrer Residenz ein Foto von
Papst Benedikt XVI. aufhängen. Was steckt denn dahinter?
„Ich bin in die
Residenz gekommen und habe gesagt: „Wo hängt ein Bild von unserem Papst?“, und dann
wurde mir gesagt: „Das haben wir nicht, das ist ein fremdes Staatsoberhaupt“. Das
ist in der Tat auch unüblich, dass in der Residenz eines deutschen Botschafters ein
Bild eines anderen Staatsoberhauptes hängt. Bei mir hängt ein Bild des Bundespräsidenten.
Aber das ist eben die Sache, die völlig anders ist als in jeder anderen Vertretung
des Bundes im Ausland: Dieses ist der deutsche Papst, das ist unser Papst, und ich
bin auch stolz auf ihn. Er ist Aushängeschild der deutschen Nation, und insofern,
glaube ich, ist es richtig, wenn er einen angemessenen Platz, sein Bild einen angemessenen
Platz in der Residenz findet.“
Sie sind ein protestantischer Botschafter
am Vatikan, inwiefern haben Sie Berührungspunkte mit der katholischen Kirche z.B.
von Ihrer Zeit als Botschafter in Polen?
„Ich kenne die katholische Kirche
ziemlich gut. Meine Frau ist gläubige Katholikin, und in Polen gehört es eigentlich
zum diplomatischen Leben, einen engen Kontakt zu Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen,
zum Klerus zu haben. Diese Leute waren in Polen meistens die am besten unterrichteten,
deswegen hab e ich stets das Gespräch gesucht und auch dort bis heute viele Freunde
behalten.“