2011-11-11 09:45:48

Kongo: Unruhen vor der Wahl


RealAudioMP3 Am 28. November werden in der Demokratischen Republik Kongo ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt, und die Spannung in dem Riesenland steigt deutlich. Einer der Oppositionskandidaten, Etienne Tshisekedi, soll dazu aufgerufen haben, inhaftierte Oppositionelle gewaltsam zu befreien, und soll sich schon selbst zum Präsidenten proklamiert haben. Auch der jetzige Präsident Joseph Kabila ist unter den elf Kandidaten auf das höchste Staatsamt. Kongo hat einen langen Bürgerkrieg hinter sich und leidet weiter unter vielen inneren Konflikten. Pater Luigi Lo Stocco ist Saverianer-Pater, lebt seit 25 Jahren im früheren Zaire und war lange Direktor eines kirchlichen Radios in Bukavu:

„Wenn ich das Klima im Kongo beschreiben soll, fällt mir als erstes das Wort Chaos ein: Die Opposition ist in viele kleine Grüppchen zerfallen, jeder will Präsident werden, eine gemeinsame Linie ist da unmöglich. Dabei hat Kongo in all seinen Provinzen ein starkes humanitäres Problem: Elend, Armut, Straflosigkeit bei Verbrechen. Und immer noch gibt es bewaffnete Banden im Land, was vor allem den östlichen Landesteil – wo ich lange gelebt habe – sehr unsicher macht, Bukavu, Maniema, Süd- und Nord-Kivu.“

Vor allem in Lubumbashi ist es in den letzten Tagen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen verfeindeten politischen Gruppen gekommen. Pater Lo Stocco erklärt sich das so:


„Es geht im Wahlkampf eben nicht nur um die Probleme des Landes, sondern vor allem um Probleme, die mit den Stämmen zusammenhängen. Es gibt einen Tribalismus, ein Stammesdenken, das so tief in den Menschen im Kongo drinsitzt und das letztlich zu dieser Gewalt führt. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch sorgt sich auch mit Recht wegen der hasserfüllten Reden, die vor allem die Oppositionsparteien führen: nur auf ethnischen Kriterien fußend, mit Aufrufen zur Gewalt durch die Kandidaten und auch durch ihre Anhänger.“


Der Medienbischof des Kongo Fulgence Muteba hat von einem sehr enttäuschenden Wahlkampf gesprochen: ohne soziale Projekte, ohne Zukunftskonzepte. Dabei wären die dringend nötig, glaubt auch der italienische Missionar:


„Natürlich ist der Kongo sehr groß. Die Leute schweigen, aber leiden; sie haben Hunger, sie haben keine Straßen, sie hören nur Versprechungen. Wir bräuchten vor allem die Grundstrukturen, um in Frieden leben zu können. Und – das ist das Wichtigste – Respekt vor dem Menschen.“

(rv 11.11.2011 sk)








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