Am 28. November werden
in der Demokratischen Republik Kongo ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt,
und die Spannung in dem Riesenland steigt deutlich. Einer der Oppositionskandidaten,
Etienne Tshisekedi, soll dazu aufgerufen haben, inhaftierte Oppositionelle gewaltsam
zu befreien, und soll sich schon selbst zum Präsidenten proklamiert haben. Auch der
jetzige Präsident Joseph Kabila ist unter den elf Kandidaten auf das höchste Staatsamt.
Kongo hat einen langen Bürgerkrieg hinter sich und leidet weiter unter vielen inneren
Konflikten. Pater Luigi Lo Stocco ist Saverianer-Pater, lebt seit 25 Jahren im früheren
Zaire und war lange Direktor eines kirchlichen Radios in Bukavu:
„Wenn ich
das Klima im Kongo beschreiben soll, fällt mir als erstes das Wort Chaos ein: Die
Opposition ist in viele kleine Grüppchen zerfallen, jeder will Präsident werden, eine
gemeinsame Linie ist da unmöglich. Dabei hat Kongo in all seinen Provinzen ein starkes
humanitäres Problem: Elend, Armut, Straflosigkeit bei Verbrechen. Und immer noch gibt
es bewaffnete Banden im Land, was vor allem den östlichen Landesteil – wo ich lange
gelebt habe – sehr unsicher macht, Bukavu, Maniema, Süd- und Nord-Kivu.“
Vor
allem in Lubumbashi ist es in den letzten Tagen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen
verfeindeten politischen Gruppen gekommen. Pater Lo Stocco erklärt sich das so:
„Es
geht im Wahlkampf eben nicht nur um die Probleme des Landes, sondern vor allem um
Probleme, die mit den Stämmen zusammenhängen. Es gibt einen Tribalismus, ein Stammesdenken,
das so tief in den Menschen im Kongo drinsitzt und das letztlich zu dieser Gewalt
führt. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch sorgt sich auch mit Recht
wegen der hasserfüllten Reden, die vor allem die Oppositionsparteien führen: nur auf
ethnischen Kriterien fußend, mit Aufrufen zur Gewalt durch die Kandidaten und auch
durch ihre Anhänger.“
Der Medienbischof des Kongo Fulgence Muteba hat
von einem sehr enttäuschenden Wahlkampf gesprochen: ohne soziale Projekte, ohne Zukunftskonzepte.
Dabei wären die dringend nötig, glaubt auch der italienische Missionar:
„Natürlich
ist der Kongo sehr groß. Die Leute schweigen, aber leiden; sie haben Hunger, sie haben
keine Straßen, sie hören nur Versprechungen. Wir bräuchten vor allem die Grundstrukturen,
um in Frieden leben zu können. Und – das ist das Wichtigste – Respekt vor dem Menschen.“