Sogar vom „Tod der
Ökumene“ war in den letzten Tagen die Rede: Dass auf der Synode der Evangelischen
Kirche eine durchwachsene Bilanz des Erfurter Treffens mit dem Papst gezogen wurde,
hat den katholischen Ökumenebischof Gerhard Ludwig Müller verstimmt. Der Ratsvorsitzende
der evangelischen Kirche, Präses Nikolaus Schneider, versucht nun im Interview mit
dem Kölner Domradio, die Wogen zu glätten. Er hatte auf der Synode in Magdeburg geäußert,
konkrete ökumenische Impulse seien von der Begegnung mit Benedikt im September nicht
ausgegangen.
„Ich habe gesagt, dass es einige Punkte gab, die wir gerne
gehört hätten. Nicht im Sinne von materiellen Fortschritten, aber Anstöße, in welche
Richtung man denken kann. Wenn man die Texte genauer liest, dann kann man durchaus
auch auf theologische Hinweise kommen, das ist aber dann schon die höhere theologische
Kunst. Aber der Ort war natürlich stark, und ich habe den Papstbesuch aus einem positiven
Blickwinkel wahrgenommen und beschrieben. Es waren sehr positive Dinge, was er zu
Martin Luther sagte und zur Reformation, dazu, wie die Kirchen sich gegenseitig stützen
sollen auf ihrem Weg durch die Welt. Das habe ich auf der Synode auch gesagt. Bei
allen mir nachvollziehbaren, verständlichen kritischen Äußerungen: Wir müssen das
Ganze insgesamt wirklich unter einem positiven Blickwinkel betrachten, und das habe
ich auf der Synode auch stark gemacht, und dem ist die Synode auch so gefolgt.“
Die
Presse hatte allerdings von einer Art Abrechnung der evangelischen Kirche mit dem
Papst gesprochen, und Bischof Müller reagierte mit dem Hinweis, es gäbe einen Aufschrei,
wenn Katholiken solche Töne über evangelische Repräsentanten anstimmen würden. Schneider
dazu:
„Die Presse hat an dieser Stelle überzogen. Es gab natürlich kritische
Töne, die gab es auch im Vorfeld von einzelnen Bischöfen. Aber das Umgekehrte hören
wir uns ja auch häufiger an. Das gibt es ab und zu mal, aber daraus würde ich jetzt
keinen allgemeinen Trend ableiten. Wir sind alle darauf eingestellt, dass unser Weg
in die Zukunft weiter ökumenisch ist. Das kann auch gar nicht anders sein.“
Auf
die Kritik des katholischen Bischofs Müller hatte auch der evangelische Bischof von
Berlin Markus Dröge noch einmal reagiert. Spinnt sich da jetzt eine verbale Auseinandersetzung
immer weiter?
„Das will ich nicht hoffen. Ich denke, dass es nun auch gut
ist, nachdem die zwei sich mal so ausgetauscht haben. In der Ökumene müssen wir eben
auch damit leben, dass es vereinzelt solche Stimmen gibt, aber das ist nicht kennzeichnend
für den Weg der beiden Kirchen miteinander.“
Von der Synode von Magdeburg
geht nach Einschätzung von Präses Schneider ein „starker Impuls“ aus, den Glauben
„den Menschen nahe zu bringen“.
„Das ist ja auch ein ökumenisches Unternehmen.
Der Papst selber hat in Erfurt darauf aufmerksam gemacht, dass wir auf Christus konzentriert
der Welt begegnen sollen und uns nicht einfach an die Themen der Welt anpassen dürfen.
Sondern mit unserem Glauben die Welt gestalten sollen.“
Und genau das hätten
die Delegierten in Magdeburg getan. Dazu ließen sie sich auch auf ein, wie Schneider
formuliert, „ganz interessantes Experiment“ ein:
„Wir haben Menschen eingeladen,
die erzählt haben, warum Glaube für sie gar keine Rolle spielt. Worin das biographisch
begründet sein soll, wie das in ihrem Alltag aussieht und wie sie das selber persönlich
empfinden. Das war ganz spannend und wir haben uns auch noch mal klar gemacht, dass
das erste, was passieren muss ist, das Leute interessiert sind und aufmerksam werden.
Und dass wir aus diesem Grunde verpflichtet sind, dafür zu sorgen, dass es viele Begegnungs-
und Berührungspunkte mit dem Evangelium in dieser Gesellschaft gibt. Damit die Menschen
damit konfrontiert werden und für sich darüber nachdenken können, ob unser Weg des
Lebens für sie auch der richtige sein kann.“